PM15/2016 Drittmittel für neues Langzeitvorhaben der Akademie der Wissenschaften in Hamburg

Die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz (GWK) hat am 27. Oktober 2016 in Berlin beschlossen, fünf Projekte neu in das Akademienprogramm aufzunehmen. Davon ist ein neues Langzeitvorhaben „Formulae – Litterae – Chartae“ mit einem Gesamtfördervolumen von 4,4 Mio Euro für die Akademie der Wissenschaften in Hamburg bewilligt worden. Ab dem 1. Januar 2017 soll das geisteswissenschaftliche Projekt der Akademie der Wissenschaften in Hamburg seine Arbeit voraussichtlich an der Universität Hamburg aufnehmen. www.awhamburg.de

Die systematische Aufarbeitung und Edition frühmittelalterlicher Musterurkunden und -briefe und die Erforschung des formelhaften Schreibens in Westeuropa vor der Entstehung der Ars dictaminis im 11. Jahrhundert ist das Ziel des bewilligten Langzeitvorhabens „Formulae – Litterae – Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae inklusive der Erschließung von frühmittelalterlichen Briefen und Urkunden im Abendland (ca. 500 – ca. 1000)“.

Das Projekt, das an der Schnittstelle von Geschichte, lateinischer Philologie und Rechtsgeschichte verankert ist, untersucht eine wichtige Quelle für die Erforschung der frühmittelalterlichen Gesellschaft vom 6. bis zum 10. Jahrhundert, besonders des fränkischen Großreichs, das die Geschichte Mittel- und Westeuropas wesentlich geprägt hat. Als Musterbriefe und als Muster für die Ausstellung von Urkunden unterschiedlichen Inhalts, dokumentieren die Formulae die Vielfalt des gelehrten Schreibens und den fließenden Übergang von einer Gattung in die andere. Sie enthalten unentbehrliche Informationen in sozial-, wirtschafts-, kultur-, rechts- und mentalitätsgeschichtlicher Hinsicht und sind ein Zeugnis des sprachlichen Wandels von der Spätantike zum Mittelalter. Im Rahmen der Edition, die in die Reihe Monumenta Germaniae Historica aufgenommen wurde, sollen die Formulae als Einzelstücke kritisch ediert, kommentiert und mit Übersetzung publiziert werden. Die frühmittelalterlichen Formulae sind meistens in Sammlungen überliefert, die erstmalig in einer digitalen Edition zugänglich gemacht werden sollen.

Eine Datenbank samt e-Lexikon wird die Erforschung des formelhaften Schreibens im lateinischen Früh- und Hochmittelalter und den Vergleich mit anderen Briefen und Urkunden aus derselben Zeit ermöglichen und ein wichtiges Arbeitsmittel für weitere Forschungen liefern.

Das auf 15 Jahre angelegte Langzeitforschungsvorhaben soll am Historischen Seminar (Fakultät für Geisteswissenschaften) der Universität Hamburg unter Leitung von Prof. Dr. Philippe Depreux durchgeführt werden.

„Wir freuen uns sehr, die Förderung für ein neues und wichtiges geisteswissenschaftliches Langzeitvorhaben zu erhalten und damit Drittmittel in Höhe von 295.000 Euro pro Jahr für die Akademie eingeworben zu haben. Es ist ein wichtiger Meilenstein für die Finanzierung von Forschung in Hamburg und Norddeutschland und zeigt, dass die Akademie der Wissenschaften in Hamburg wächst“, so Prof. Dr.-Ing. Edwin Kreuzer, Präsident der Akademie.

Das Projekt ist im Rahmen des von Bund und Ländern finanzierten Akademienprogramms bewilligt worden. Dieses Programm dient der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung des kulturellen Erbes. Es ist eines der größten geisteswissenschaftlichen Forschungsprogramme der Bundesrepublik Deutschland und wird von der Union der deutschen Akademien koordiniert. Von der Gesamtsumme trägt 50 Prozent der Bund und 50 Prozent das Land. Für 2017 wurden insgesamt Mittel in Höhe von rund 65 Mio Euro bewilligt.

 

Weitere Informationen:

Catherine Andresen

Presse- & Öffentlichkeitsarbeit

Akademie der Wissenschaften in Hamburg

040/42 94 86 69–24

presse(at)awhamburg.de

www.awhamburg.de

 

Prof. Dr. Philippe Depreux

Fakultät für Geisteswissenschaften, Fachbereich Geschichte

Universität Hamburg

040/42 838–2582

philippe.depreux(at)uni-hamburg.de

 

 

Die Akademie

Der Akademie der Wissenschaften in Hamburg gehören herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Disziplinen aus dem norddeutschen Raum an. Sie trägt dazu bei, die Zusammenarbeit zwischen Fächern, Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Institutionen zu intensivieren. Sie fördert Forschungen zu gesellschaftlich bedeutenden Zukunftsfragen und wissenschaftlichen Grundlagenproblemen und macht es sich zur besonderen Aufgabe, Impulse für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu setzen. Die Grundausstattung der Akademie wird finanziert von der Freien und Hansestadt Hamburg. Präsident der Akademie ist Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Edwin J. Kreuzer. Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg ist Mitglied in der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.