Professor Dr. Mathias Jucker vom Hertie-Institut für klinische Hirnforschung in Tübingen (HIH) erhält den Hamburger Wissenschaftspreis 2013. Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg zeichnet damit seine Forschungen zu zellulären und molekularen Mechanismen aus, die für die Hirnalterung und die Entstehung der Alzheimerkrankheit verantwortlich sind. Der mit 100.000 Euro dotierte Preis wird gestiftet von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve. Die feierliche Preisverleihung fand am 22. November 2013 im Hamburger Rathaus unter der Schirmherrschaft des Ersten Bürgermeisters der Freien und Hansestadt Hamburg, Herrn Olaf Scholz, statt.
Der Neurobiologe Mathias Jucker gehört zu den international führenden Vertretern der experimentellen Demenzforschung in Deutschland. Ihm und seinem Team ist es gelungen, wegweisende Forschungsergebnisse zu den grundlegenden Mechanismen der Alzheimer-Erkrankung beizutragen. Darunter befindet sich unter anderem die wichtige Entdeckung, dass die für die Alzheimer-Erkrankung verantwortliche Fehlfaltung von A-beta-Proteinen im Gehirn durch einen Prionen-ähnlichen Mechanismus ausgelöst wird. Die von Jucker entwickelten Maus-Modelle finden nicht nur in der Grundlagenforschung weltweite Verwendung, sondern spiegeln auch – wie Juckers neueste Forschungsergebnisse zeigen – klinisch-relevante Parameter der Alzheimer-Erkrankung wider.
In jüngster Zeit arbeitet Jucker an der Früherkennung verschiedener Unterformen der Alzheimer-Erkrankung. Dabei sollen die ersten fehlgefalteten A-beta-Proteine im Gehirn untersucht und detektiert werden. „Die Untersuchungen und Beobachtungen Juckers sind nicht nur von großem neurobiologischen Interesse, sondern haben auch erhebliche klinische Bedeutung“, so der Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und Vorsitzende der siebenköpfigen Jury des Hamburger Wissenschaftspreises, Professor Dr. Heimo Reinitzer. „Sie lassen zudem hoffen, dass sein Forschungsansatz der richtige Weg zur Entwicklung präventiver Maßnahmen gegen die Alzheimer-Erkrankung ist. Diese wichtigen Forschungsprojekte werden mit dem Preisgeld unterstützt.“
Mathias Jucker ist Vorstandsmitglied am Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH) in Tübingen. Er studierte Neurobiologie an der Eidgenössischen Technischen Hochschule (ETH) Zürich und promovierte dort 1988. Danach war er PostDoc und später Gruppenleiter am National Institute on Aging in Baltimore, USA, bevor er als Juniorprofessor (und START-Stipendiat) an die Universität Basel ging. 2003 wurde er auf seine derzeitige Professur in Tübingen berufen. Er ist Leiter der Abteilung Zellbiologie Neurologischer Erkrankungen und Sprecher für die Graduate School of Cellular and Molecular Neuroscience in Tübingen. Seit 2009 ist Jucker auch Forscher am Deutschen Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen (DZNE), Standort Tübingen. Er ist zudem Sprecher für DIAN (Dominantly Inherited Alzheimer Network) Tübingen, dem internationalen Forscher-Netzwerk für die dominant vererbte Alzheimer-Krankheit.
Bilder von der Preisverleihung:
Urkundenübergabe. Preisträger Prof. Dr. Mathias Jucker (links), Akademiepräsident Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Edwin J. Kreuzer
Bildquelle: AdWHH/Engel&Gielen
Preisverleihung. (V. l. n. r.): Akademiepräsident Prof. Dr.-Ing. habil. Prof. E.h. Edwin J. Kreuzer, Stifterehepaar Prof. Dr. h. c. Hannelore Greve und Prof. Dr. Dr. h. c. Helmut Greve, Preisträger Prof. Dr. Mathias Jucker, Zweite Bürgermeisterin der Freien und Hansestadt Hamburg und Senatorin für Wissenschaft und Forschung, Dr. Dorothee Stapelfeldt.
Bildquelle: AdWHH/Engel&Gielen
Weitere Bilder:
Mikrogliazellen (grün) umgeben ein Amyloid-Plaque (rot)
Bei Alzheimer-Patienten kommt es zur Ablagerung von sogenannten Amyloid-Plaques im Gehirn, die aus dem krankhaften Amyloid-beta-Eiweiß bestehen. Mikrogliazellen üben als Phagozyten (Fresszellen) des Gehirns eine Überwachungsfunktion aus. Seit langem weiß man, dass in Alzheimer-Gehirnen Mikrogliazellen gehäuft in direkter Nachbarschaft zu den Amyloid-Plaques zu finden sind.
Bildquelle: Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH), Tübingen
Portraitfoto Prof. Dr. Mathias Jucker, Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH), Tübingen
Bildquelle: Hertie-Institut für klinische Hirnforschung (HIH), Tübingen
Nutzungsrechte:
Beide Bilder dürfen ausschließlich unter Nennung der Bildquelle verwendet werden.
Tabellarischer Kurzlebenslauf von Mathias Jucker
Pressemitteilungen:
22.11.2013: PM 12/2013 Hamburger Wissenschaftspreis 2013 "Demenzforschung" an Neurobiologen Mathias Jucker verliehen
15.11.2013: PM 10/2013 Verleihung des Hamburger Wissenschaftspreises am 22. November 2013
15.05.2013: PM 6/2013 Mathias Jucker erhält den Hamburger Wissenschaftspreis 2013
Der Hamburger Wissenschaftspreis 2013 war dem Thema "Demenzforschung" gewidmet. Die thematische Ausrichtung dient dazu, Demenzforschung in Deutschland mit allen ihren Facetten öffentlich sichtbar zu machen und das Forschungsgebiet weiter zu fördern. Für viele Arten der Demenz, wie zum Beispiel die Alzheimer Erkrankung, sind Ursachen und Mechanismen bis heute nicht geklärt.
Ausschreibungstext des Hamburger Wissenschaftspreises 2013
Die international besetzte Jury unter Vorsitz des damaligen Akademiepräsidenten Heimo Reinitzer erhielt insgesamt 16 Nominierungen. Sie wurden vorgeschlagen von Universitäten, Forschungseinrichtungen und Wissenschaftsinstitutionen aus ganz Deutschland und Österreich.