Geldwirtschaft und Fiktion: Akademiekonferenz über Finanzwirtschaft und Literatur (25.-27. Februar 2010)

Vom 25.-27. Februar 2010 findet in Hamburg die erste interdisziplinäre Konferenz im Rahmen des "Forums Junge Wissenschaft" der Akademie der Wissenschaften statt. Unter dem Titel "Im Nirwana der Hyperrealität - Geldwirtschaft zwischen ‛Realökonomie' und Fiktionalität" diskutieren Literatur-, Kultur- und Wirtschaftswissenschaftler über das Verhältnis von Wirtschaft und Fiktion. Unter den Vortragenden ist u. a. die Autorin Kathrin Röggla.  Weitere Informationen unter www.awhamburg.de/veranstaltungen

Eine "Immobilienblase" in den USA "platzte" und wurde zum Auslöser der Finanz- und Wirtschaftskrise; Begriffe wie "Entkoppelung" und "Verselbständigung" der internationalen Finanzmärkte fallen, um das Finanzsystem der Gegenwart zu beschreiben; von einer "Eigenlogik des Monetären" ist die Rede. Diese Begriffe suggerieren vor allem eins: Die Finanzmärkte führen quasi ein Eigenleben, dessen Verhältnis zur "Realökonomie" nicht mehr nachvollziehbar ist. Was an den Börsen geschieht, scheint sich in einer Sphäre jenseits der "greifbaren" Realität abzuspielen - und erinnert an Literatur und Fiktion. An diese Parallelität knüpft die Tagung an: Wo liegen Schnittstellen zwischen Wirtschaft und Fiktion? Können Konzepte aus Literatur und Literaturwissenschaft dazu beitragen, das Verhältnis von Realität bzw. Realökonomie und Fiktionalität genauer zu bestimmen? Auf welche Weise setzen sich literarische Texte mit der Fiktionalität der Finanzwelt auseinander? Literatur- und Kulturwissenschaftler kommen dabei ebenso zu Wort wie Finanz- und Wirtschaftswissenschaftler und Soziologen. Konzipiert und organisiert wurde die Tagung von den beiden Hamburger Germanisten Christine Künzel und Dirk Hempel.

Am Donnerstag, 25. Februar 2010, 18.00 Uhr, wird auch die Autorin Kathrin Röggla sprechen. Röggla hat sich - bereits lange vor der Finanzkrise - in ihren Texten mit der Vormacht des Fiktiven in der Wirtschaft beschäftigt, z. B. in dem Stück "wir schlafen nicht" (2004), wo  sie Akteure der Ökonomisierung (Unternehmensberater, Analysten, Journalisten u. a.) ins Visier nimmt. Im Rahmen der Tagung wird Kathrin Röggla einen Teil aus ihrem 2009 erschienenen Essay "Gespensterarbeit, Krisenmanagement und Weltmarktfiktion" vortragen und ihr neuestes, bisher noch nicht veröffentlichtes Projekt "die alarmbereiten" vorstellen.

Die Akademie finanziert die Veranstaltung im Rahmen des "Forums Junge Wissenschaft". Das Programm "Forum Junge Wissenschaft" der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, ausgeschrieben erstmals für das Jahr 2010, wendet sich an den wissenschaftlichen Nachwuchs in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern. Junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aller Fachrichtungen waren eingeladen, sich um Fördermittel für eine wissenschaftliche Tagung zu bewerben, die sie in eigener Verantwortung planen und durchführen. Erbeten waren fachübergreifende Fragestellungen in wissenschaftlich und gesellschaftlich bedeutenden Problemfeldern. Aus 13 eingereichten Ideenskizzen wählte die Akademie zwei Tagungs-Projekte aus.

Der Akademie der Wissenschaften in Hamburg (gegründet 2004) gehören herausragende Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Norddeutschland an. Sie versteht sich als klassenlose Arbeitsakademie: Ihre Mitglieder konzipieren und bearbeiten interdisziplinäre Projekte zu wissenschaftlichen Grundlagenproblemen und gesellschaftlich bedeutenden Zukunftsfragen. Die Akademie fördert die Zusammenarbeit zwischen Fächern, Hochschulen und wissenschaftlichen Einrichtungen in der Region und engagiert sich für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit. Die Grundausstattung der Akademie wird finanziert aus Mitteln der Freien und Hansestadt Hamburg. Präsident der Akademie ist Prof. Dr. Heimo Reinitzer.

 

Kontakt:

Dr. Annette Wiesheu, Referentin für Veranstaltungen und Öffentlichkeitsarbeit, Akademie der Wissenschaften in Hamburg

Tel.040/42 94 86 69-20

E-Mail annette.wiesheu(at)awhamburg.de  

www.awhamburg.de

 

Dr. Christine Künzel, Institut für Germanistik II, Universität Hamburg

Tel. 040/4291 8441

E-Mail ch.kuenzel(at)freenet.de,

www.slm.uni-hamburg.de/ifg2/personal.html