Arbeit am Wissensspeicher des globalen kulturellen Erbes

Die Akademie betreut aktuell sechs wissenschaftliche Langzeitprojekte im Rahmen des Akademienprogramms:

  • Das Langzeitvorhaben Tamilex erstellt ab Januar 2023 das erste historische Tamil-Wörterbuch. Ziel ist ein elektronisches Korpus, das von annotierten Übersetzungen und kompletten analytischen Glossaren für jedes Wort und seine Ableitungen begleitet ist.
  • Das Langzeitvorhaben INEL erschließt indigene nordeurasische Sprachen, und zwar in digitalen empirischen Datensammlungen (Korpora). Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler sichern so vom Aussterben bedrohte Sprachen.
  • Das Langzeitvorhaben Formulae – Litterae – Chartae erforscht und ediert frühmittelalterliche Formulae, die als Vorlagen für Urkunden und Briefe die Vielfalt des gelehrten Schreibens im frühmittelalterlichen Westeuropa dokumentieren.
  • Das Langzeitvorhaben Beta masaheft. Die Schriftkultur des christlichen Äthiopiens und Eritreas bereitet das Wissen über diese Handschriftenkultur systematisch und multimedial auf.
  • Das Langzeitvorhaben Etymologika widmet sich griechisch-byzantinischen etymologischen Wörterbüchern als bedeutendsten lexikographischen Leistungen antiker und mittelalterlicher Wissensgeschichte in Europa.
  • Das Langzeitvorhaben Entwicklung eines korpusbasierten elektronischen Wörterbuchs Deutsche Gebärdensprache hat zum Ziel, gebärdensprachliche Texte von Gehörlosen zu sammeln und in Teilen als Korpus der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen; ein Teil ist bereits auf Video-Basis online veröffentlicht.

Langzeitvorhaben im Akademienprogramm

Das Akademienprogramm ist das gemeinsame Forschungsprogramm der deutschen Wissenschaftsakademien und dient der Erschließung, Sicherung und Erforschung unseres kulturellen Erbes. Es ist das größte geistes- und sozialwissenschaftliche Langfristforschungsprogramm Deutschlands und international einzigartig. Mit ihren langfristig angelegten Grundlagenforschungen leisten die Akademien einen unverzichtbaren Beitrag zur Dokumentation unseres kulturellen Gedächtnisses und zur Bildung nationaler wie transnationaler kultureller Identität. Seit 1979/80 wird das Akademienprogramm von Bund und Ländern gemeinsam finanziert. Im Jahr 2023 umfasst es ein Gesamtvolumen von rund 75 Millionen Euro für 131 Projekte mit rund 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an 192 Arbeitsstellen . Mit den erarbeiteten Editionen, Wörterbüchern und Textcorpora schaffen die Akademien zentrale Wissensspeicher für die Zukunft, die Wissenschaft und Öffentlichkeit – zunehmend auch digital – zur Verfügung stehen.

Die Langzeitvorhaben bedeuten Arbeit, Renommee, Strahlkraft und Verantwortung. Sie dienen der Erschließung, Bewahrung, Interpretation und Präsentation von Teilen des globalen kulturellen Erbes – sei es textlicher, bildlicher, plastischer, klanglicher oder baulicher Natur. Die Gebärdensprache ist darin ein Solitär, weil die mimisch-gestische Choreographiesinnstiftender Bewegungen einzigartig ist.

Seit 2006 wird das Akademienprogramm jährlich ausgeschrieben. Um darin aufgenommen zu werden, müssen geisteswissenschaftliche Forschungsprojekte folgende Kriterien erfüllen:
• überregionale Bedeutung,
• übergeordnete gesellschaftliche und fachwissenschaftliche Relevanz,
• eine Laufzeit zwischen 12 und 25 Jahren,
• ein finanzielles Mindestvolumen von 120.000 Euro im Jahr.

Zudem sind die Einbindung des wissenschaftlichen Nachwuchses sowie die Qualifizierung der wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über die gesamte Projektlaufzeit zu gewährleisten. Auch wird ein digitales Bearbeitungs- und Publikationskonzept vorausgesetzt.

Weitere Informationen finden Sie auf der Website der Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften: Zum Akademienprogramm und zur Projektdatenbank des Akademienprogrammes

Eine Übersicht über alle Langzeitvorhaben im Akademienprogramm bietet AGATE – Forschungsinformationssystem der Wissenschaftsakademien:
Zum AGATE-Portal