Gesundheitliche Risiken erhöhen sich durch den Klimawandel, Aufklärung und Austausch sind notwendig für zeitgemäße Prävention und medizinische Versorgung

Veranstaltungsbericht zu Akademie aktuell am 31. Mai 2023

Ob mehr Hitzetote, mehr Infektionen etwa mit dem Dengue-Fieber und dem West-Nil-Virus oder zahlreiche Gesundheitsprobleme durch Hitze und Allergien aufgrund neu sich ansiedelnder Pflanzen - die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit der Menschen sind auch in Deutschland weitreichend. Das zeigte eine Podiumsdiskussion in der Veranstaltungsreihe „Akademie aktuell“ der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Die gute Nachricht: Durch eine gelingende Risiko-Kommunikation, durch die gezielte Weiterbildung der Ärzteschaft und den klugen Einsatz von Ressourcen lässt sich eine zeitgemäße Prävention und medizinische Versorgung gestalten.

Die Podiumsdiskussion zur Frage „Gesund bleiben in Zeiten des Klimawandels – wie sieht eine zeitgemäße medizinische Versorgung aus?“ fand am 31. Mai 2023 in Hamburg, im resonanzraum statt. Auf dem Podium:

  • Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe und Leiter der Abteilung Arbovirologie / Entomologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg (BNITM),
  • Prof. Dr. Götz Thomalla, Kommissarischer Direktor der Klinik für Neurologie und Prodekan für Klinische Forschung und Translation am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE),
  • die Ärztin Dr. Charlotte Schubert vom UKE, außerdem Young Academy Fellow der Akademie der Wissenschaften in Hamburg,
  • die Ärztin Dr. Parichehr Shamsrizi von der AG Gesundheitskommunikation / Abteilung für Implementationsforschung vom BNITM. Sie ist darüber hinaus am Institute for Planetary Health Behaviour (IPB) an der Universität Erfurt tätig.

Birgit Langhammer von NDR Info moderierte die Podiumsdiskussion. Das Gespräch zeigte, dass folgende Ansatzpunkte entscheidend sind:
• Prävention durch gezielte Aufklärung über klimagesunde Verhaltensweisen und zielgruppengerechte Kommunikation der Risiken,
• Weiterbildung der Ärzteschaft,
• strukturelle Maßnahmen in Stadtplanung und Architektur etwa auch von Kliniken und Pflegeheimen,
• Austausch mit Ländern in Südeuropa und im globalen Süden, die mehr Erfahrung mit Tropenkrankheiten und im Bewältigen der Gesundheitsprobleme infolge des Klimawandels besitzen.

In der Diskussion unterstrich Parichehr Shamsrizi wiederholt, wie wichtig gerade ein Bewusstsein für die Zusammenhänge von planetarer Gesundheit, also der Gesundheit von Umwelt, Tieren und Menschen sei, um Verhaltensänderungen positiv und ganzheitlich zu fördern. Oft gelinge nämlich nach Erhebungen des IPB der entscheidende Schritt vom Wissen zum Handeln noch nicht.

Es gebe aktuell keinen Grund zur „Panik“, betonte Götz Thomalla, jedoch hob er auch hervor: „Wir müssen uns vorbereiten.“ Welche neuen Gefahren aktuell schon lauern durch Hitze und invasive Stechmückenarten, schilderten Jonas Schmidt-Chansit und Charlotte Schubert anschaulich.

Hitze-Folgen vielfältig und mit gesundheitlich ernst zu nehmenden Folgen

Die Zahlen sprechen für sich: Im Jahr 2022 gab es den heißesten Sommer in Europa seit Beginn der Wetteraufzeichnung, in Hamburg selbst wurde in 2022 erstmals die 40-Grad-Marke geknackt. „Als Hamburger Jung hätte ich mir das nie träumen lassen“, bekannte Prof. Dr. Mojib Latif, Klimaforscher und Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, als er das zahlreich erschienene Publikum begrüßte. Es ist eine Entwicklung, die sich bereits in den Jahren davor deutlich abgezeichnet hat. Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind in 2022 aufgrund der Hitze mindestens 15.000 Menschen in Europa gestorben, darunter über 4.500 in Deutschland.

Unter den höheren Temperaturen leiden nicht alle gleich heftig. „Gerade die Patienten und Patientinnen mit Vorerkrankungen, mit Herz- und Nierenerkrankungen, aber auch mit neurologischen Erkrankungen wie Parkinson und Multipler Sklerose, die können auf die Hitze häufig nicht mehr so gut reagieren“, erklärte Charlotte Schubert, Fachärztin für Neurologie. „Und gerade ältere Menschen haben häufig nicht mehr so eine gute Schweißdrüsen-Produktion. Die Gefäße sind nicht mehr so flexibel und das ganze System kann sich nicht mehr richtig auf Hitze einstellen. Das heißt, das Herz kann überlastet werden dadurch, dass alles Blut in die Peripherie sackt und der Körper versucht, dagegen anzugehen.“ Die Herausforderung für den Körper, die Wärme abzugeben, führe dazu, dass der Körper Energie an anderen Orten einspart. „Das heißt, an der Niere wird gespart und selbst am Blutfluss für die Gehirnversorgung wird gespart. Und das ist sehr, sehr gefährlich“, erläuterte Schubert. Die Zahl der Herzinfarkte und Schlaganfälle steigt dann an. Um so mehr Hitzetage es auch in Norddeutschland gebe, womöglich an vielen Tagen in Folge, desto höher die Belastung für die Kliniken, insbesondere die Notaufnahmen.

Ein wichtiger Punkt sei auch, so Charlotte Schubert, die Einnahme von Medikamenten bei Hitze im Gespräch mit einem Arzt oder einer Ärztin abzustimmen. Beispielsweise benötigten manche Parkinson-Patienten und -Patientinnen in den Sommermonaten manchmal höhere Dosen der Medikamente, um den gleichen Effekt zu erzielen. Das sei physiologisch zu erklären durch die erhöhte Stoffwechsel-Aktivität, die der Körper aufbringen muss und auch die Nervenzellen aufbringen müssen. „Aber das ist sehr individuell“, sagte Schubert. Auch die Einnahme von Beta-Blockern, Harnblasen-Präparaten oder Wassertabletten (Diuretika) könnte bei Hitze anzupassen sein.

Risikowahrnehmung schwach ausgeprägt

Hitzetage mit über 30 Grad Celsius bergen natürlich auch für jeden Menschen hohe Risiken. Mehr zu trinken, sich im Schatten oder in abgeschirmten Räumen aufzuhalten – Empfehlungen, die bekannt sind. Entscheidend sei aber die Risikowahrnehmung, unterstrich die Ärztin Parichehr Shamsrizi, und die sei oft nicht ausgeprägt. „Wir sehen in unseren Studien, dass Wissen allein nicht reicht. Auf Hitze bezogen, sehen wir immer wieder: Oft wissen viele Menschen, dass sie genug trinken müssen, dass sie sich im Schatten aufhalten sollen. Aber sie beziehen es gar nicht auf sich.“ Hier müsse noch besser aufgeklärt und zielgruppengerecht kommuniziert werden.

Götz Thomalla, Facharzt für Neurologie, hob in diesem Zusammenhang die Rolle von sozioökonomischer Ungleichheit hervor: Gerade sozial schwache Menschen, die isoliert leben, seien gefährdet. „Jemand, der in einer schönen, großen Hamburger Wohnung lebt, das Fenster aufmachen kann, ausreichend Flüssigkeit zur Verfügung hat, wach und geistig fit ist, der besitzt sicherlich nicht das gleiche hohe Risiko wie ein sozial schwacher älterer Mensch. Der in einer Hochhauswohnung lebt, wo es stickig wird, der vielleicht kein soziales Netz hat, das ihn versorgt und sich um ihn kümmert.“ Und das seien auch die Menschen, die wir identifizieren müssten, erläuterte Thomalla. „Da sind wir Mediziner natürlich am Ende der Kette. Wir sehen die Patientinnen und Patienten dann, wenn sie in die Notaufnahme kommen und es eigentlich zu spät ist.“

Wissen um planetare Gesundheit stärkt Bewusstsein für klimagesundes Verhalten

Früher anzusetzen, bevor medizinische Notfälle sich weiter häuften, das liegt auch Parichehr Shamsrizi am Herzen. Sie beschäftigt sich intensiv mit klimagesundem Verhalten. Im Rahmen der Podiumsdiskussion erkärte sie, was Begriffe wie Planetare Gesundheit, Planetary Health oder auch One Health bedeuten: „Das sind alles relativ neue Begriffe. Sie umschreiben, dass wir – verkürzt gesagt – unsere Gesundheit nicht unabhängig von der Gesundheit des Planeten, der Tiere und der Umwelt, also von den Ökosystemen und so weiter betrachten dürfen. Es ist passiert, aber das hätte eigentlich nie getrennt voneinander betrachtet werden dürfen.“ Die Pandemie hätte wieder einen interdisziplinäreren Blick auf die Zusammenhänge befördert. „Und genau das ist sehr, sehr wichtig, dass auch Mediziner und Medizinerinnen diesen Ansatz früh kennenlernen.“

Überhaupt müssten Medizinlehrbücher Themen anders darstellen, erläuterte Shamsrizi. So seien Infizierte etwa mit dem West-Nil-Virus als Reisende dargestellt. Dabei haben sich etwa durch den Klimawandel auch invasive Stechmückenarten wie die Asiatische Tigermücke in Europa angesiedelt.

Medizinlehrbücher aktualisieren

Ein Thema, auf das der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit ausführlicher einging. Insbesondere die Asiatische Tigermücke könne zahlreiche andere Viren übertragen als die einheimischen Stechmücken, was große Probleme bereite – aktuell verstärkt in den Ländern des globalen Südens. Dort verbreiteten sich zum Beispiel stark Infektionen mit dem Dengue-Fieber. „Es ist das wichtigste von Stechmücken übertragende Virus, was auch – wenn wir auf die Reiserückkehrer schauen, die aus diesen Regionen nach Deutschland kommen – am häufigsten nach Deutschland importiert wird“, sagte Schmidt-Chanasit. „Insofern stellt die Gesundheitssituation vor Ort auch für uns eine Gefahr dar.“ Da auch in Deutschland die Temperaturen durch den Klimawandel höher sind als früher, kann sich die Tigermücke auch hier besser vermehren „Je wärmer es ist, desto besser und schneller kann sich das Virus in der Tigermücke vermehren, damit kann es eben viel schneller zu größeren Ausbrüchen kommen.“ Schmidt-Chanasit brachte die Situation wie folgt auf den Punkt: „höhere Temperaturen, größere Gesundheitsgefahr, Epidemie-Gefahr“.

In Ostdeutschland zirkuliert seit 2018 das West-Nil-Virus. Es wird ebenfalls durch Stechmücken übertragen. Hier sei laut Schmidt-Chanasit zu beobachten, dass auch Ärzte zum Teil in Universitätskliniken schwere Erkrankungen wie eine Gehirnentzündung, ausgelöst vom West-Nil-Virus, nicht als Folge dieser Infektion erkennen. Auch weil Menschen erkranken, die nicht von einer Reise kommen und sich in Deutschland angesteckt haben. „Genau da sehen wir, wie wichtig es ist, dort regelmäßig durch ärztliche Fortbildung, auch von niedergelassenen Ärzten, darauf hinzuweisen, dass diese für uns in Deutschland neue Infektionskrankheit sich aufgrund des Klimawandels und der höheren Temperaturen ausbreitet.“ So der Virologe Jonas Schmidt-Chanasit. Götz Thomalla vom UKE ergänzte, wie wichtig es sei, dass die Ärzteschaft für diese Themen sensibilisiert ist und weiß, wie man die Patientinnen und Patienten zu beraten hat: „einfach um diese Dinge zu erkennen und dann effektive Therapien auf den Weg zu bringen“. Mit Blick auf die breite Bevölkerung sei auch hier Risiko-Kommunikation bedeutsam, so Schmidt-Chanasit: „Stechmücken-Sprays, Fenster mit Moskito-Netzen, lange Kleidung – das sind ganz wichtige Punkte zur Prävention.“ Hinzukommt: Durch den Klimawandel siedeln sich in Deutschland Pflanzen an, die Allergien auslösen und verstärken können.

Ärzteschaft fortbilden und sensibilisieren für Virusinfektionen durch invasive Stechmückenarten

Götz Thomalla berichtete auch als Prodekan für Klinische Forschung und Translation am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, dass Klimaanpassung und der Umbau des Klinik-Betriebs in Richtung Klimaneutralität als Thema im UKE „sehr präsent“ sei. Es gibt eine eigene Abteilung, die sich darum kümmert, das UKE „grüner zu machen“. Es gehe los mit dem Ziel, nur grünen Strom zu beziehen beziehungsweise teilweise ihn selber zu produzieren mit Solarpanels. Auch Müll und insbesondere Verpackungsmüll kreativ so weit als möglich zu reduzieren ist vorgesehen. „Es gibt einen großen Aktionsplan mit sehr vielen, auch kleinteiligen Schritten.“ Dazu gehöre auch die Analyse der Krankenzimmer und die Möglichkeiten, sie zu klimatisieren. Götz Thomalla hat sich auch mit dem Thema „Hitze-Pläne“ befasst, die es im Moment noch nicht wirklich gäbe. „Es gibt von der Gesundheitsministerkonferenz ein paar Jahre alte Schriftstücke, die wenig konkrete Schritte beinhalten. Da sind Länder wie Frankreich und Spanien schon weiter, weil sie sehr konkrete Empfehlungen auch für Kliniken, für Pflegeheime und für andere Einrichtungen bieten.“

Den Blick über den Tellerrand empfahl auch Virologe Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg, wenn es um eine für den Klimawandel sensible Stadtplanung geht. Ein komplexes Thema gerade auch mit Blick auf invasive Stechmückenarten. „Wir brauchen zum Beispiel grüne Inseln mit Pflanzen und gleichzeitig ist das Problem, dass die Pflanzen ideale Bruthabitate sind für die invasiven Arten“, erklärte Schmidt-Chanasit. Beispielsweise sei es in Singapur nicht erlaubt, Grünpflanzen, Blumentöpfe mit Wasseransammlungen und Ähnliches einfach mal so raus zu stellen, weil das genau die Brutplätze für die Tigermücke sind. Und das kontrolliere in Singapur auch die Polizei. „Es ist unvorstellbar, dass wir eine ähnliche gesetzliche Regelung in Deutschland haben, wo die Polizei jede Wohnung, jede Kleingartenanlage durchkämmen darf und Strafen in Höhe von 10.000 Euro vergeben kann. Es ist alles unvorstellbar. Aber das ist notwendig. So ein Tigermücken-Weibchen kann 100 Eier ablegen. Aus so einem Gelege können sich innerhalb von zwei Jahren Millionen von Tigermücken entwickeln. Und dann sehen Sie, wie aufwändig die Kontrolle zur Bekämpfung dieser Art ist.“

Lernen von Ländern im globalen Süden

Nichtsdestotrotz betonte Schmidt-Chanasit, dass Verantwortliche in Deutschland von einigen Ländern des globalen Südens wichtige Informationen erhalten können. „Natürlich braucht es immer maßgeschneiderte Lösungen für die einzelnen Regionen, auch für uns hier in Norddeutschland, die natürlich auch zu unserem kulturellen Hintergrund und eben auch zur Bevölkerungsstruktur passen müssen.“

Einig war sich das Podium in der Frage, wie wichtig ein gezielter Einsatz der Ressourcen sei. „Das Gießkannenprinzip wäre auch hier problematisch“, sagte Schmidt-Chanasit. Die größte Effizienz erziele man in Deutschland wie auch speziell in Norddeutschland, wenn die richtigen Maßnahmen an den richtigen Orten identifiziert würden. Seine Institutskollegin Parichehr Shamsrizi betonte mit Verweis auf die Erhebungen des Institute for Planetary Health Behaviour, wie sehr sich die Mehrheit der Bevölkerung mehr Maßnahmen durch Politik, durch Behörden und durch Kommunen wünsche: „Das wird sehr oft unterschätzt. Wir denken: ‚Ja, Klima interessiert mich, aber die Menschen um mich herum, das interessiert die gar nicht so.‘ Und das stimmt einfach nicht. Die Mehrheit wünscht sich auch, dass die Politik parteiübergreifend zusammenarbeitet und Dinge endlich umsetzt. Und ich denke, Hitze ist ein gutes Beispiel, weil das ist die erste jetzt doch für uns alle schon spürbare Folge des Klimawandels. Es ist nicht zu leugnen, das kann man nicht irgendwie ignorieren oder bestreiten.“

Mehrheit der Bevölkerung wünscht mehr Maßnahmen

Zugleich ermüde viele Menschen das aktuell hohe Aufkommen von Krisen, weiß Shamsrizi. Sie motiviert: „Gerade planetare Gesundheit und die thematisierten Zusammenhänge helfen zu erkennen, dass die Krisen zusammenhängen. Wir kämpfen nicht 3000 Kämpfe, sondern wir kämpfen einen Kampf und das gemeinsam. Und wenn ich gleichzeitig meine Gesundheit und das Klima damit schütze, man kann das auch als etwas Gutes nehmen und sagen: ‚Endlich sehen wir diese Zusammenhänge und können sie auch mehr und mehr kommunizieren.‘ Also vielleicht ist das eine Chance, das Ganze, auch wenn das jetzt sehr pathetisch klingen mag, aber doch auch als was Positives zu sehen.“

Wenn Zusammenhänge zwischen planetarer und menschlicher Gesundheit stärker kommuniziert würden, könnte die Bereitschaft steigen, sich für Klimaschutz und damit für Gesundheitsschutz zu engagieren.

Dagmar Penzlin

Zusammenfassung auf NDR Info

Die Ausgabe von "Akademie aktuell" am 31.05.2023 fand in Kooperation mit NDR Info statt. In einer Zusammenfassung ist die Veranstaltung online als Podcast ebenso wie im Radioprogramm von NDR Info zu hören.

Sendung: NDR Info Hintergrund | 02.06.2023 | 21:03 Uhr | 51 Min

Moderation: Birgit Langhammer, NDR Info

➤ Zur NDR Info Zusammenfassung

Zentrale Aussagen in der Diskussion
  • Die hohen Temperaturen an Hitzetagen belasten besonders ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen etwa des Herzens und der Nieren oder mit neurologischen Krankheiten wie Demenzen, Parkinson und Multiple Sklerose.
  • Die Einnahme von bestimmten Medikamenten sollte in Sommermonaten an die hohen Temperaturen individuell nach ärztlicher Beratung angepasst werden. So wirken etwa durch die erhöhte Stoffwechselaktivität Medikamente für neurologische Erkrankungen anders. Auch die Einnahme von Beta-Blockern, Harnblasen-Präparaten und Wassertabletten (Diuretika) könnte anzupassen sein.
  • Gerade sozioökonomische Aspekte sind in der Prävention von medizinischen Hitze-Problemen zu beachten: Ärmere und sozial wenig eingebundene Personen müssten erreicht und aufgeklärt werden.
  • Es ist wichtig, das Wissen zum richtigen Verhalten an Hitzetagen und zu neuen Infektionskrankheiten richtig kommuniziert wird und dass ein gewisses Grundwissen besteht – in der Bevölkerung, aber auch zielgruppenspezifisch. Eine gelingende Wissenskommunikation hilft, um Fake News keinen Raum zu geben.
  • In der Kommunikation zu medizinischen Hitze-Problemen ist es wichtig, die Gründe für eine Maßnahme gut zu erklären, und zwar in leicht verständlicher Sprache.
  • Die Risikowahrnehmung ist oft nicht ausgeprägt: Viele Menschen wissen, dass sie bei Hitze genug trinken müssen und dass sie sich im Schatten aufhalten sollen, aber sie beziehen die Risiken und die Präventionsmaßnahmen nicht auf sich.
  • Die Asiatische Tigermücke breitet sich in Deutschland auch aufgrund steigender Außentemperaturen aus. Sie kann eine Reihe von Viren übertragen, die große Probleme bereiten kann.
  • Gerade Hausärztinnen und Hausärzte brauchen fundierte Informationen zu neuen Infektionskrankheiten, die etwa die Asiatische Tigermücke überträgt. Eine Infektion mit Dengue-Fieber und dem West-Nil-Fieber kann auch Menschen treffen, die nicht in tropische und subtropische Regionen gereist sind.
  • Durch den Klimawandel siedeln sich in Deutschland Pflanzen an, die Allergien auslösen und verstärken können.
  • Es gibt bisher keine konkreten Hitzepläne für Kliniken und Pflegeheime in Deutschland. Länder wie Frankreich sind in dieser Hinsicht weiter.
  • Städteplanung wird komplexer: Pflanzen helfen der Hitze entgegen zu wirken, zum anderen können Blumentöpfe Brutplätze für Tigermücken sein. Hier können wir in Deutschland von Ländern im globalen Süden lernen.
  • Wenn Zusammenhänge zwischen planetarer und menschlicher Gesundheit stärker kommuniziert würden, könnte die Bereitschaft steigen, sich für Klimaschutz und damit für Gesundheitsschutz zu engagieren.