Akademiemitglieder und externe Experten plädieren für Corona-Stufenplan nach dem Shutdown

Die derzeit geltenden Beschränkungen in Gesellschaft und Wirtschaft allmählich zu lockern und dabei die medizinische Versorgung der gesamten Bevölkerung zu sichern – dafür plädiert jetzt eine Gruppe von Mitgliedern der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und externen Experten. In ihrem Positionspapier zeigen die Forscher um Clemens Fuest und Martin Lohse, Mitglieder der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und Ansgar W. Lohse, Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg, Wege zu diesem Ziel auf.

Portrait Prof. Dr. Ansgar W. Lohse

Die Strategie sieht vor, derzeitige Einschränkungen differenziert und unter kontinuierlicher Abwägung der Risiken nach und nach zu lockern. Priorität sollen dabei die Beschränkungen haben, die zu starken sozialen und gesundheitlichen Belastungen führen oder hohe wirtschaftliche Kosten verursachen. Regionen mit niedrigen Infektionsraten und freien Kapazitäten im Gesundheitssystem könnten beim allmählichen Neubeginn vorangehen, so der Vorschlag der 14 Experten aus den Bereichen Innere Medizin, Infektionsforschung, Pharmakologie, Epidemiologie, Ökonomie, Verfassungsrecht, Psychologie und Ethik. Beginnen sollten zudem Sektoren mit niedriger Ansteckungsgefahr wie zum Beispiel hochautomatisierte Fabriken sowie Bereiche mit weniger gefährdeten Personen, etwa in Kindertagesstätten, Schulen und Hochschulen.

Ansgar W. Lohse, Direktor der I. Medizinischen Klinik und Poliklinik, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Akademiemitglied betont: "Da die Entwicklung eines effektiven Impfstoffes mit größter Wahrscheinlichkeit noch bis Frühjahr 2021 brauchen wird, müssen wir verantwortungsvoll einerseits die gefährdete Bevölkerung effektiver als bisher schützen, und andererseits schrittweise zulassen, dass in der jüngeren Bevölkerung sich eine Immunität gegen das Virus entwickelt."
Wichtig seien außerdem großflächige Tests, um zuverlässigere Erkenntnisse über die Ausbreitung des Erregers zu erhalten, schreiben die Wissenschaftler. Auch die Sicherung der Produktion von Schutzkleidung, Schutzmasken, Medikamenten und künftiger Impfstoffe zähle zu den vordringlichen Maßnahmen. Weiterhin empfehlen die Wissenschaftler, neue Kapazitäten zur Bewältigung der sozialen und psychischen Folgeschäden der aktuellen Maßnahmen zu schaffen.

Die Stellungnahme zum Download

Pressemitteilung zur Stellungnahme