Die Infektionsmedizin ist in der deutschen Universitätsmedizin zwar an vielen Stellen vertreten, international wettbewerbsfähige Lehrstühle gibt es jedoch nicht in der gebotenen Zahl. Die Zahl der Anträge, die bei der DFG zu Fragen der infektionsbezogenen Grundlagenforschung gestellt werden, stagniert auf sehr niedrigem Niveau. Nur selten haben große klinische Studien ihren Ursprung in Deutschland. In der studentischen Ausbildung ist das Fach Infektiologie zwar sehr beliebt, die postgradualen Karriereperspektiven jedoch sind wenig attraktiv. In der Veterinärmedizin ist eine Spezialisierung auf Infektionen weder curricular noch strukturell abgebildet.
Vor diesem Hintergrund hatten die Akademie der Wissenschaften in Hamburg, die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina Expertinnen und Experten aus Deutschland und der Schweiz eingeladen. Sie diskutierten, mit welchen Maßnahmen diese bereits bestehenden oder drohenden Lücken zwischen Grundlagen- und Anwendungsforschung einerseits, im Erkenntnistransfer von der Forschung in die klinische Anwendung am Patienten und in der Veterinärmedizin andererseits geschlossen bzw. vermieden werden können. Angesichts der zukünftig mit Sicherheit wieder auftretenden Pandemien und der nicht gelösten Antibiotika-Resistenzproblematik wäre dies wichtig, damit das deutsche Gesundheitssystem angemessen reagieren kann und pro-aktiv forschungsbasiert leistungsfähig ist. Ein gemeinsames Positionspapier mit den Diskussionsergebnissen ist in Vorbereitung.