Die Deutsche Gebärdensprache (DGS) ist eine über die Jahrhunderte entstandene natürliche und visuelle Sprache, die einen umfassenden Wortschatz und eine differenzierte Grammatik besitzt. Gebärdensprache ist nicht international – die DGS unterscheidet sich von anderen nationalen Gebärdensprachen, und auch innerhalb der DGS gibt es regionale Varianten (Dialekte). Das Langzeitprojekt DGS-Korpus ist am Institut für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser der Universität Hamburg angesiedelt. Es widmet sich der Dokumentation und Erforschung der DGS. So sammelt das Projekt-Team gebärdensprachliche Texte von tauben Menschen und stellt diese der Öffentlichkeit zur Verfügung. Auf Grundlage dieser repräsentativen Daten entsteht seit 2009 ein digitales Wörterbuch, das die Alltagssprache der tauben Menschen in ganz Deutschland widerspiegelt. Dabei wird auch sichtbar gemacht, dass sich die DGS von Region zu Region unterscheidet.
Der Jury des Institutionenpreises Deutsche Sprache 2023 imponierten laut Pressemitteilung der Eberhard-Schöck-Stiftung nicht zuletzt die differenzierte und lebendige Darstellung und Analyse der zahlreichen Gebärden und ihrer Bedeutungen.
Prof. Dr. Annika Herrmann und Thomas Hanke leiten das Langzeitforschungsprojekt, das noch bis Ende 2027 läuft. Beide freuen sich mit ihrem Team über die Auszeichnung und sind sich einig: „Es ist gerade in diesen Zeiten eine wirklich schöne Anerkennung für die Arbeit eines solchen partizipativen Projekts. Der größte Dank gilt allen Teilnehmenden, die diesen wertvollen Schatz des DW-DGS möglich gemacht haben.“
Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg betreut aktuell sechs wissenschaftliche Langzeitprojekte im Rahmen des Akademienprogramms. Prof. Dr. Mojib Latif, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg: „Der Preis für dieses innovative Wörterbuch zeigt die Wichtigkeit der Wissenschaftsakademien in den Geistes- und Kulturwissenschaften.“
Der Kulturpreis Deutsche Sprache wird seit 2001 von der Eberhard-Schöck-Stiftung verliehen, 2023 erstmals gemeinsam mit der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Ausgezeichnet werden Personen, Institutionen und Initiativen, die sich in besonderem Maße um die deutsche Sprache verdient gemacht haben. Der Jacob-Grimm-Preis ist mit 30.000 Euro dotiert und geht in diesem Jahr an die Wissenschaftsjournalistin Dr. Mai Thi Nguyen-Kim. Mit dem Initiativpreis, der mit einem Preisgeld von 5.000 Euro verbunden ist, werden Personen, Vereine oder Projekte ausgezeichnet, die neue Ideen umsetzen, um die deutsche Sprache zu fördern. Preisträger in diesem Jahr ist das Deutsche Gymnasium in Tallinn. Der undotierte Institutionenpreis geht an Einrichtungen, die sich in besonderem Maße um die deutsche Sprache verdient gemacht haben.
Weitere Informationen unter www.kulturpreis-deutsche-sprache.de
Eine Pressemeldung bezüglich des Institutionenpreises ist auch in Deutscher Gebärdensprache abrufbar, auf der Seite des Instituts für Deutsche Gebärdensprache und Kommunikation Gehörloser der Universität Hamburg:
https://www.idgs.uni-hamburg.de/ueber-das-institut/aktuelles/0-2023/2023-07-04.html
Das Digitale Wörterbuch der Deutsche Gebärdensprache (DGS), abgekürzt (DW-DGS), wird ein wichtiges Nachschlagewerk für alle sein, die die DGS als Kommunikationsmittel nutzen, aber auch für DGS-Lernende sowie Sprachwissenschaftlerinnen und Sprachwissenschaftler. Über das Wörterbuch hinaus wird das Korpus auch langfristig eine Vielzahl von Möglichkeiten für die Erforschung zahlreicher Aspekte der DGS bieten: Das DGS-Korpus-Team leistet Pionierarbeit bei der Entwicklung korpusbasierter Methoden in der Gebärdensprachforschung.
Im Zeitraum von 2010 bis 2012 wurden an zwölf verschiedenen Orten in Deutschland 330 Gehörlose gefilmt. Das Projekt-Team aus Gehörlosen und Hörenden bearbeitet und analysiert etwa 560 Stunden Videomaterial. Daraus entsteht ein annotiertes Korpus. Die Videos enthalten viel Interessantes aus dem Leben Gehörloser und haben daher auch einen hohen kulturellen Wert.
Die Auswahl und Beschreibung der Gebärden des digitalen Wörterbuchs basiert in erster Linie auf der Auswertung der im Korpus verfügbaren Sprachdaten. Alle Informationen zu den Gebärden werden durch ihre Verwendung im Kontext und die aktive Einbeziehung der Gebärdensprachgemeinschaft abgesichert. Ein repräsentativer Ausschnitt der Videos, größtenteils mit Annotationen und Metadaten für Forschungszwecke, ist bereits jetzt online verfügbar:
https://www.sign-lang.uni-hamburg.de/dgs-korpus/index.php/oeffentliches-korpus.html