Schlaglicht: Warum und wie frühmittelalterliche Musterdokumente erforschen? Das Langzeitvorhaben „Formulae – Litterae – Chartae“

Ob Hochzeitsgaben und Scheidungen, ob Verkaufsschreiben und Schuldscheine, ob Freilassungsurkunden und sogenannte Selbstverkäufe: Im frühmittelalterlichen Westeuropa hat man angesichts dieser und anderer Anlässe so genannte Formulae genutzt. Formulae sind Musterdokumente beziehungsweise Vorlagen für juristische Texte. So etwa für Urkunden, Briefe und für Protokolle. Um die Formulae zu verstehen und bei Fragen an die frühmittelalterliche Geschichte nutzen zu können, braucht es eine wissenschaftlich hervorragende Edition der Formulae. Das Langzeitvorhaben „Formulae – Litterae – Chartae“ erarbeitet eine solche Neuedition seit Anfang 2017 im Rahmen des Akademienprogramms in Trägerschaft der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Diese Grundlagenforschung sorgt zudem dafür, dass die wertvollen Musterdokumente eine moderne Neuedition auch in digitaler Form erfahren. Wie geht das interdisziplinär besetzte Team vor? Und was macht Formulae überhaupt so spannend? Fragen, die Professor Dr. Philippe Depreux in Folge 12 unseres Podcasts „Wissenschaft als Kompass“ beantwortet.

Im Gespräch: Prof. Dr. Philippe Depreux. Der Professor für Mittelalterliche Geschichte leitet das Akademie-Projekt „Formulae – Litterae – Chartae“, das Grundlagenforschung zur Geschichte des Frühmittelalters leistet.

Das Forschungsprojekt leistet durch die historisch-kritische Edition wichtige Grundlagenforschung, um in puncto Geschichtsschreibung zu, wie Depreux es formuliert, „genaueren Einschätzungen“ zu gelangen. Die Formulae erlauben darüber hinaus neue Antworten auf Fragen der Sozial-, Rechts- und Mentalitätsgeschichte, auch der Wirtschafts- und Kulturgeschichte.

Sie hören Auszüge aus dem Gespräch mit Professor Dr. Philippe Depreux; die Podcast-Folge haben wir am 15. Januar 2024 aufgezeichnet. Neben der Gesprächsfassung unseres Podcasts „Wissenschaft als Kompass“ bieten wir immer ein kürzeres Schlaglicht auf zentrale Aspekte der langen Gesprächsfassung.

Ob Hochzeitsgaben und Scheidungen, ob Verkaufsschreiben und Schuldscheine, ob Freilassungsurkunden und sogenannte Selbstverkäufe: Im frühmittelalterlichen Westeuropa hat man angesichts dieser und anderer Anlässe so genannte Formulae genutzt, um Besitzverhältnisse und Status-Änderungen zu dokumentieren. Formulae sind also Vorlagen oder mehr noch Musterdokumente für juristische Texte: für Urkunden, Briefe und etwa für Protokolle. Die Formulae erlauben Einblicke in den frühmittelalterlichen Alltag, in die Sozial-, Rechts- und Mentalitätsgeschichte, auch in die Wirtschafts- und Kulturgeschichte. Um die Formulae zu verstehen und nutzen zu können bei Fragen an die frühmittelalterliche Geschichte, braucht es eine wissenschaftlich hervorragende Edition der Formulae. Und die erarbeitet im Rahmen des Akademienprogramms unter dem Dach der Akademie der Wissenschaften in Hamburg – in Kooperation mit der Universität Hamburg – seit Anfang 2017 das Langzeitvorhaben „Formulae – Litterae – Chartae“. Das Projekt sorgt zudem dafür, dass diese wertvollen Musterdokumente eine moderne Neuedition auch in digitaler Form erfahren. Wie geht das interdisziplinär besetzte Team vor? Und was macht Formulae überhaupt so spannend?

Fragen, die Professor Dr. Philippe Depreux in unserem Podcast „Wissenschaft als Kompass“ beantwortet: Er ist Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Hamburg, seit 2022 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und er leitet das Formulae-Langzeitvorhaben; Sie hören Auszüge aus der langen Podcast-Folge, die wir am 15. Januar 2024 aufgezeichnet haben.

Mein Name ist Dagmar Penzlin, ich bin Referentin für Kommunikation an der Akademie der Wissenschaften in Hamburg: Hallo!

„Formulae – Litterae – Chartae. Neuedition der frühmittelalterlichen Formulae inklusive der Erschließung von frühmittelalterlichen Briefen und Urkunden im Abendland (ca. 500 – ca. 1000 n. Chr.)“: So lautet der vollständige Titel des Langzeitvorhabens. Der Titel-Dreiklang „Formulae – Litterae – Chartae“ sei bewusst gewählt, sagt Philippe Depreux.

Also diese drei Begriffe ‚Formulae – Litterae – Chartae‘ sind Begriffe, die das zusammenfassen sollen, worum es geht Es geht natürlich hauptsächlich um die Formulae. Das sind Musterdokumente, und ich versuche diesen Begriff ‚Musterdokumente‘ durchzusetzen, weil das viel, viel breiter ist. Also Musterdokumente sind unspezifisch. Und das Problem mit den Formulae ist, dass sie im 19. Jahrhundert in einer Reihe erschienen sind, die Leges heißt, also das sind Rechtsdokumente. Und aber die Formulae als Musterdokumente sind nicht nur normativ, sondern beinhalten auch Briefe und allerlei Schreiben. Und das ist der Sinn dieser zwei anderen Begriffe Litterae und Chartae, also Litterae das kann auch ganz einfach so die schöne Art zu schreiben bedeuten. Aber das.heißt auch ganz einfach Brief. Und die Chartae, das sind die Urkunden, das sind die Rechtsdokumente. Und das heißt also, wir heißen ‚Formulae Bindestrich Litterae Bindestrich Chartae‘. Aber das könnte auch sein: ‚Formulae Doppelpunkt Litterae und Chartae‘. Das ist eine Verdeutlichung dessen, was wir machen. Und das ist auch so ein Hinweis darauf, dass in unserer Datenbank, in unserer Werkstatt wir nicht nur Formulae, sondern auch zum heutigen Zeitpunkt vor allem Urkunden, aber perspektivisch auch Briefe haben werden. Und das ist wirklich der Kern meiner Botschaft und vielleicht die Rechtfertigung des Projekts: Dass man Rechtsdokumente und Briefe nicht trennen kann oder darf, weil die Leute das nicht getan haben. Und eigentlich ist auch eine Urkunde nichts anderes als eine in Form gesetzter Brief mit Regularien, die man einhalten muss, damit das als offiziell anerkannt wird. Aber eigentlich, das läuft wie ein Brief ab. Und die Leute haben – ich habe vorhin von der Trennung ‚privat‘ und ‚public‘ gesprochen – da sind wir auch dabei. Also es gibt keine Trennung. Schreiben ist Schreiben. Ein Schreiben ist ein Schreiben, egal, ob wir das als Brief oder als Urkunde verstehen. Natürlich ist der rechtliche Umgang damit ein ganz anderer. Aber die Leute, die diese Dokumente geschrieben haben, also das war die eine und dieselbe Person. Und es war ganz wichtig, dass sie in ihrem Notizbuch oder so Modelle für beides hat. Und deswegen also diese Trennung zwischen offiziell, zwischen Amtsschreiben und so privatem Anliegen ist eigentlich falsch. Und das ist auch so ein wichtiger Punkt im Projekt.“

Das Team des Langzeitvorhabens unter Leitung von Philippe Depreux ediert frühmittelalterliche Musterdokumente, die aus dem Frankenreich nördlich der Alpen erhalten geblieben sind – überliefert in unterschiedlichen Zusammenhängen. Depreux unterscheidet drei Kategorien von Handschriften:

„Da sind zum einen die Rechtshandschriften. Es kann vorkommen, dass diese Formulae zusammen mit Leges überliefert werden. Also Lex heißt Gesetz, aber das sind Handschriften für Juristen. Und da sieht man, es gibt zum einen die Theorie, die Leges, und auch die praktische Anwendung der Fälle, also im Privatrecht. Zum Beispiel: Wie kann man also die Übertragung von Gütern einer Person der anderen rechtlich bindend festlegen? Also es gibt diese Kategorie.
Es sind auch Schulbücher, die diese Formulae enthalten, und da kann man eher vermuten, dass diese Musterdokumente zur Ausbildung von Schreibern, zum Beispiel im Kloster, konzipiert worden sind. Und es gibt auch einige Handschriften, die nur aus Formulae bestehen oder fast nur aus Formulae bestehen: Das ist nicht die Regel. Und es kann auch sein, dass so ein Gelehrter sein Notizbuch gemacht hat. Und zum Beispiel diese Sammlung der Formulae imperialis ist, die von einem Notar des Kaisers Ludwig des Frommen hergestellt worden ist. Hier haben wir dann eine Mischung von theologischen Texten und dann ein paar Formeln und dann wieder theologische Texte und dann wieder ein paar Formeln. Also das ist ein Allerlei von Theologie und Recht eigentlich. Und da kann man schon vermuten, das spiegelt das besondere Interesse dieses Notars ab.“

Woran erkennt das Editionsteam, dass es sich um ein Musterdokument handelt?

„Also man erkennt eine Formel daran, dass sie meistens anonymisiert ist. Also wenn man das eben nicht in einem Prozess verwenden kann, weil die Leute nicht genannt sind, die Orte werden nicht genannt und das wird ganz einfach durch ille zum Beispiel ersetzt, also: ‚Soundso ist gekommen und hat geklagt und dann hat Graf soundso entschieden, dass es so sei.‘ Es sind konkrete Fälle, die dahinterstecken, sind konkrete Personen, konkrete Orte undsoweiter undsoweiter. Aber das ist jetzt verloren. Was bleibt, das ist diese anonymisierte Form. Das kann man nicht wirklich mit einem Vordruck wie bei uns vergleichen. Ganz einfach, weil die Leute die Möglichkeit hatten, sich anzupassen. Und zum Beispiel sind Formulae, wo wir mehrere Beispiele für Anreden haben oder für eine Arenga. Eine Arenga: Das ist das, was ich schon vorhin erzählt hatte, diese allgemeine Erläuterung, Rechtfertigung des Handelns. Und das heißt also, wir haben eine Formulae, mit der Anweisung, mit dem Paratext: ‚Du kannst das verwenden oder Du kannst das verwenden.‘ Ja, und das heißt also, die Leute haben das nicht 1:1 übernommen oder abgeschrieben, sondern sich davon inspirieren lassen.“

Im Zentrum des Langzeitvorhabens „Formulae – Litterae – Chartae“ steht die Editionsarbeit. Vier Schritte gehören zum Standard-Prozess, erläutert Projektleiter Philippe Depreux: die Transkription, der Textvergleich, die Übersetzung und schließlich das Anfertigen des kritischen Kommentars zur Edition.

Also egal, ob wir mit Texten arbeiten, die in mehreren Handschriften überliefert sind oder durch eine unikale Überlieferung bekannt sind: Der erste Schritt ist immer die Transkription, das heißt, man transkribiert, also schreibt über, man schreibt ab, ganz genau, wie das in der Handschrift steht. Das ist der erste Schritt. Also wir müssen ganz genau wissen, was wie das aussieht. Der zweite Schritt ist dann, diese Fassung mit anderen Fassungen zu vergleichen. Es sind wirklich kleine Details. Es kann ein Buchstabe sein, der anders ist. Es kann natürlich auch so ein Wort sein, das anders ist. Und dann durch diesen Textvergleicht man verweist immer auf die Unterschiede zwischen den Texten. Dann ist bei uns ein wichtiger Schritt, der nicht immer vorkommt, das ist die Übersetzung. Wir übersetzen alle Texte, weil wir der Meinung sind, dass wenn wir wollen, dass die Texte wirklich benutzt werden, dann müssen sie verständlich sein. Für alle, aber auch für Studenten, auch für Wissenschaftler. Und die Übersetzung ist auch ein Moment, wo wir, wenn man sich fragt, so, wie würden wir das ins Deutsche übertragen, übersetzen? Dann fragt man sich: ‚Ist diese Entscheidung für diese Variante wirklich sinnvoll oder nicht?‘ Ein paar Buchstaben können auch so den Sinn völlig ändern und das hilft uns auch. Oder für die Interpunktion, damit wir die Struktur des Textes noch besser verstehen. Oder dass wir sicher sind, dass wir ihn verstehen. Und dann ist eigentlich die fertige Edition, wo wir dann so auf die Lesarten in den Fußnoten im kritischen Apparat verweisen. Und das, was wichtig ist, ist, dass jemand immer verfolgen kann, wie wir gearbeitet haben: Das ist ganz wichtig.“

Die frühmittelalterlichen Musterdokumente sind meistens auf Pergament überliefert. Um die Originaldokumente zu schonen und auch um nicht für jede Formel in eine weit entfernte Bibliothek reisen zu müssen, arbeiten Editionsteams wie das vom Akademieprojekt „Formulae – Litterae – Chartae“ vorrangig mit digitalen Fassungen der Musterdokumente, also mit so genannten Digitalisaten.

Wir arbeiten grundsätzlich mit Digitalisaten. Und mit manchmal ist es auch so, dass es kein gutes Digitalisat gibt. Wir lassen das anfertigen und dann paar Monate später erscheint das auf der Homepage der Bibliothek. Das ist ein üblicher Vorgang. Damit wird auch dieses kulturelle Gemeinsame gut zugänglich gemacht und die Arbeit innerhalb der letzten zehn Jahren hat sich in dieser Hinsicht wirklich radikal geändert. Vieles ist jetzt digital vorhanden, aber manchmal ist es doch notwendig, in die Bibliothek zu reisen. Das heißt nicht in die Staatsbibliothek fahren, sondern nach Paris, nach Kopenhagen, nach Leiden, um dann zum Beispiel zu gucken, ob man am Rand eines Blattes noch etwas entdecken kann, das man so aus konservatorischen Gründen nicht abbilden kann, wenn man das Digitalisat macht. Also es ist immer gut und schön, hin zu reisen und auch so sich konkret vorzustellen, wie die Handschrift aussieht und bestimmte Dinge, Lesarten, die man manchmal besser doch vor Ort sichern kann. Aber grundsätzlich erfolgt die Arbeit am Schreibtisch.“

Und an den Schreibtischen vom Team des Formulae-Langzeitvorhabens sitzen Wissenschaftler mit unterschiedlichen fachlichen Hintergründen, um die verschiedenen Themen der Editionsarbeit kompetent zu bearbeiten. Bis hin zu inhaltlichen Fragen.

Das ganz Wichtige ist eben, dass man erklärt, wie diese Dokumente, wie die Begriffe sich einordnen. Also das Schöne am Projekt ist, dass wir per definitionem interdisziplinär arbeiten müssen. Wenn Rechtsgeschichte – wir hatten auch einen Rechtshistoriker, der regelmäßig bei uns zu Gast ist – wenn Rechtsgeschichte, auch Theologie dabei sind, ist es hervorragend. Aber der Kern ist Geschichte und Philologie.“

Mit diesen Werkzeugen sollen bis Ende 2031 rund 1450 Musterdokumente neu ediert und übersetzt, kommentiert und zugänglich gemacht werden. Philippe Depreux, Projektleiter und Professor für Mittelalterliche Geschichte an der Universität Hamburg, sieht in der Grundlagenforschung die Hauptaufgabe. Zugleich hat er verschiedene Zielgruppen für die Neuedition vor Augen – auch durch die digitale Edition der Formulae, die der finalen kritischen Edition in Buchform vorausgeht.

„Wir arbeiten für die Wissenschaft. Für die nächsten Generationen. Ganz konkret: Wir arbeiten für die Forschung. Wir wollen das Mittelalter besser kennen, besser verstehen. Das heißt also, wir arbeiten für niemanden konkret, aber für alle. Und für die Wissenschaft. Das ist unser Ziel. Dann gibt es natürlich die Fachleute und so weiter und so fort. Und die erreichen wir auch durch die Publikationen. Und es gibt die akademische Welt. Es sind die Studenten. Also man kann prima eine Paläographie-Übung aufgrund unserer Website machen. Und auch die allgemein gebildete Öffentlichkeit. Und deswegen haben wir auch zum Beispiel ein E-Lexikon. Da wird viel Zeit reingesteckt, aber das ist gute Arbeit. Und wir wissen auch von Fachleuten, die meinen: ‚Ach, das ist ganz prima. Da hat man das knapp und bündig dargestellt.‘ Welche Begriffe also was die Begriffe, die in den Formulierungen vorkommen, was sie bedeuten. Und dieses E-Lexikon ist so verfasst, dass jeder das verstehen kann, ohne viel Jargon zu benutzen. Und das ist auch so ein Transfermittel in die Allgemeinheit und auch an die Studenten. Und wir twittern oder xern ganz brav einmal in der Woche, wo wir also alle unsere Followers, also ich weiß nicht, wie man bei X sagt, ob das bleibt: Also alle, die sich für uns und die Formulae interessieren, können einmal in der Woche über Neuigkeiten im Projekt informiert werden. Über so einen Fokus auf einen Begriff und so weiter und so fort.“

Philippe Depreux und seinem Team ist es bei ihrem Engagement in puncto Wissenschaftskommunikation wichtig, den Bogen zu schlagen von der Gegenwart ins Frühmittelalter und umgekehrt.

„Neulich hatten wir einen Beitrag zur Proskynese. Proskynese – das scheint wirklich dunkel zu sein und nicht eindeutig. Aber wenn ich Kniefall sage, dann haben alle wahrscheinlich das Bild des Kniefalls in Warschau. Und das ist eigentlich die Tatsache, dass man kniet und sich erniedrigt. Das gibt es im Mittelalter, das erklären wir Mittelalter-bezogen in unserem E-Lexikon. Aber wir hatten zum Beispiel diese Anspielung an den Warschauer Kniefall in Twitter, damit die Leute wissen, so, eigentlich ist das nicht völlig weg vom Tisch und man kann immer eine Brücke bauen zwischen Damals und Heute.“

Philippe Depreux selbst reizt, durch die intensive Auseinandersetzung mit den frühmittelalterlichen Musterdokumenten einen Einblick in den Alltag der Menschen in den fünf Jahrhunderten vor 1000 nach Christi Geburt zu bekommen. Und dabei vielleicht sogar, wie Depreux es beschreibt, einen – Zitat – „Blick in die Gehirne der frühmittelalterlichen Menschen“ zu erlangen.

Wie groß und nachhaltig könnte im Idealfall die Ausstrahlung der Neuedition der Musterdokumente auf die Geschichtsschreibung sein? Etwa auch mit Blick auf die so genannten Laien, also auf die Menschen, die keine Kleriker und somit keine Geistlichen waren?

„Also ich weiß es nicht. (lacht) Ich hoffe, das ganz einfach, dass diese Texte eine gesicherte Textgrundlage, also dass man wirklich damit arbeiten kann, dass das verständlich ist. Viele Texte über Rechtsvorgänge sind schon etwas kompliziert. Und also es ist kein Wunder, dass bestimmte Texte immer wieder zitiert werden, andere nicht. Wir möchten ein Gesamtbild ermöglichen oder das zugänglich machen. Ich würde sagen, also die große Revolution in der Geschichtsschreibung wird dadurch nicht kommen, aber vielleicht genauere Einschätzungen. Und ich habe eine Vorliebe für Fußnoten. Fußnoten sind etwas Wunderschönes, weil da eigentlich die Schätze liegen. Und wenn wir einmal so gute Gesamtdarstellung des Mittelalters oder Untersuchungen zu speziellen Themen gut untermauern können, da bin ich glücklich. Und ganz einfach vielleicht – das ist schon etwas, das im Gange ist – dass durch das Projekt auch die Welt der Laien besser bekannt ist. Das ist etwas, das für das Spätmittelalter kein Problem ist, weil wir viele Quellen haben. Uns fehlen die meisten Quellen für das Frühmittelalter. Und dass diese Balance zwischen Kirche und Welt vielleicht noch ein bisschen ausgeglichener wird. Das könnte auch ein Beitrag des Projekts sein. Aber Grundlagenforschung ist das Wichtigste, was da rauskommt. Dann müssen wir uns noch mal in 10 oder 15 Jahren treffen, darüber diskutieren.“

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