Forschungsprojekt „Tamilex“ erstellt erstes historisches Tamil-Wörterbuch

Das literarische Erbe der Tamilen zu bewahren ist das Ziel des neuen Langzeitforschungsprojekts „Tamilex“. Die frühen poetischen Anthologien des klassischen Tamil reichen zurück bis an den Beginn unserer Zeitrechnung. Sie haben zum literarischen Erbe der Menschheit beigetragen. Zugleich können heute immer weniger Menschen das klassische Tamil lesen. „Tamilex“ erarbeitet in den kommenden 24 Jahren das erste historische Tamil-Wörterbuch auf Tamil und Englisch. Das Langzeitvorhaben der Akademie der Wissenschaften in Hamburg in Kooperation mit der Universität Hamburg hat Anfang Januar seine Arbeit aufgenommen. Es ist Teil des Akademienprogramms.

Prof. Dr. Eva Wilden, Indologin, leitet das Langzeitvorhaben der Akademie „Tamilex”, das unter anderem das erste historische Tamil-Wörterbuch erstellt. Eva Wilden hat die europaweit einzige Professur für klassisches Tamil an der Universität Hamburg inne.

Die überlieferten Texte des klassischen Tamil umfassen säkuläre und religiöse Dichtung und Epen, Schriften zur Lebensweisheit und eine wissenschaftliche Tradition, die größtenteils auf den sprachorientierten Disziplinen basiert, einschließlich des Bereichs der Lexikographie. Aufgrund eines ausgeprägten Unterschieds zwischen literarischer Sprache und Alltagssprache musste die frühe Literatur, begleitet von starker dialektaler Variation, um Kommentare ergänzt werden.

Ziel des neuen Langzeitforschungsvorhabens ist es, ein elektronisches Korpus der wichtigsten Texte des ersten Jahrtausends zu erstellen. Dem gehen umfangreiche Vorarbeiten in Form von kritischen Ausgaben, Übersetzungen und Digitalisaten voraus. Zunächst werden Korpuswörterbücher (Konkordanzen aller Vorkommen und Herleitungsformen) entstehen. Sie bilden die Grundlage für ein zweisprachiges historisches Lexikon auf Tamil und Englisch.

Jeder Eintrag soll einerseits die semantische Entwicklung, andererseits die poetische Vieldeutigkeit von Wörtern veranschaulichen. Auch die phonetische Einheit von Wörtern mit verschiedenen Bedeutungen ist in dem Lexikon nachzuschlagen. Die Zitate werden sowohl für die Texte als auch für die Kommentare in das elektronische Korpus zurückverlinkt, Querverweise ermöglichen den Zugriff auf frühere gedruckte Wörterbücher. Die Forschungsarbeit mündet in ein interaktives Online-Tool. Dieses digitale Angebot ermöglicht eine direkte Auseinandersetzung mit den Ausgangstexten, den exegetischen Materialien und dem lexikografischen Werk beziehungsweise den lexikografischen Werken.

Prof. Dr. Eva Wilden von der Universität Hamburg leitet das Forschungsprojekt. Sie ist die aktuell einzige Professorin für klassisches Tamil in Europa. Eva Wilden ist seit 2019 Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und Sprecherin der Arbeitsgruppe „Philologie und Textkritik“.

Prof. Dr. Eva Wilden, Projektleiterin: „Die Vorarbeiten zu ‚Tamilex‘ laufen bereits seit 20 Jahren. Dank vorhergehender Projekte ist es möglich gewesen, einen großen Fundus von Manuskriptbildern, elektronischen Texten und kritischen Editionen mit Konkordanzen aufzubauen. Diese umfangreichen Vorarbeiten liefern die Basis, um innerhalb von 24 Jahren ein historisches Wörterbuch für eine komplexe alte Sprache mit umfangreicher Literatur zu erstellen. Da das elektronische Textkorpus im Wesentlichen schon besteht, können wir uns ganz auf die lexikographische Arbeit konzentrieren.“

Link zum ausführlichen Interview mit der Indologin und „Tamilex“-Projektleiterin, Prof. Dr. Eva Wilden:
https://www.awhamburg.de/magazin/interviews/mit-klugen-koepfen-im-gespraech-prof-dr-eva-wilden-indologin.html

Prof. Dr. Mojib Latif, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg: „Ich freue mich, dass es wieder gelungen ist, ein neues Langzeitprojekt im Akademienprogramm einzuwerben. Es wird in bewährter Kooperation mit der Universität Hamburg durchgeführt. Das Langzeitvorhaben ‚Tamilex‘ passt sehr gut zu drei anderen Langzeitvorhaben unter unserem Dach. Sie alle wirken mit am Exzellenzcluster ‚Understanding Written Artefacts‘ der Universität Hamburg.“

Kompletter Titel des Langzeitvorhabens: „Tamilex. Erstellung eines elektronischen Korpus der klassischen tamilischen Literatur und eines historischen Wörterbuches unter Berücksichtigung von einheimischen exegetischen und lexikographischen Quellen“
Laufzeit: 1. Januar 2023 bis zum 31. Dezember 2046.
Fördermittel für die gesamte Laufzeit: 11 Millionen Euro

Die „Tamilex“-Arbeitsstelle ist an der Universität Hamburg in der Abteilung für Kultur und Geschichte Indiens angesiedelt und gehört zum Hamburger Exzellenzcluster zur Manuskriptforschung „Understanding Written Artefacts“.

Zum Akademienprogramm
Das gemeinsame Forschungsprogramm der deutschen Wissenschaftsakademien dient der Erschließung, Sicherung und Erforschung des kulturellen Erbes weltweit und ist das derzeit größte geisteswissenschaftliche Langzeitforschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland. Derzeit werden im Akademienprogramm 131 Vorhaben an 192 Arbeitsstellen bearbeitet.