Im vollbesetzten Vortragsraum der SUB fand Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal in ihrer Rede anerkennende Worte zur Ausstellungseröffnung: „Diese Ausstellung steht auch für das, was die Akademie der Wissenschaft jeden Tag macht: Sie bringt Wissenschaft in die Gesellschaft hinein. Sie fördert den Dialog. Sie macht Wissenschaft erlebbar und zugänglich.“ Als „Pionierleistung“ würdigte Wissenschaftssenatorin Maryam Blumenthal, dass die gesamte Ausstellung in Deutsche Gebärdensprache übersetzt ist und so für taube Menschen zugänglich gemacht wird.
Im Anschluss nahm sich Blumenthal viel Zeit für einen Rundgang durch die Ausstellung „Notwendig, nützlich, neu – Langzeitforschung in Hamburg“. Gemeinsam mit Akademiepräsident Prof. Dr. Mojib Latif und Olaf Eigenbrodt, dem stellvertretenden SUB-Direktor, ließ sie sich an den sieben Ausstellungstationen von den Projektleiterinnen und Projektleitern der einzelnen Langzeitforschungsprojekte erläutern, woran die Projekte arbeiten, was sie ausstellen und auf welche Weise ihre Forschungsarbeit zu erleben ist. Blumenthal interessierte sich auch für die multimediale Ebene und hörte in Audio-Spuren hinein. Auch einige der Mitmach-Stationen probierte die Senatorin gleich aus: So schrieb sie etwa ihren Namen auf Äthiopisch.
Zum Auftakt des Festkolloquiums zum Thema „Wissenschaft für die Gesellschaft“ betonte Blumenthal, wie wichtig die Akademie sei, um „Debatten wissenschaftlich einzuordnen“ – auch mit Blick auf die bedrohte Wissenschaftsfreiheit. Prof. Dr. Tilo Böhmann hob als Vizepräsident der Universität Hamburg hervor, dass die Akademie für die Universität ein „wichtiger Wertepartner“ sei – beispielsweise beim „Bespielen des Diskursraumes der Gegenwart“, wenn es um Themen gehe wie „echte Interdisziplinarität“ und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses, oder bei den gemeinsam veranstalteten Academy Lectures für die Wissenschaftscommunity und die Öffentlichkeit.
Das Kolloquium wurde von drei Impulsvorträgen eröffnet:
• „Wie können wir die Legitimation unabhängiger wissenschaftsbasierter Politik- und Gesellschaftsberatung stärken?“ von Prof. Dr. Bettina Rockenbach, Präsidentin der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina;
• „Zur Legitimität und Glaubwürdigkeit der Wissenschaft in der sozialen Arena“ von Prof. Dr. Martin Carrier, Seniorprofessor für Wissenschaftsphilosophie, Universität Bielefeld;
• „Wissenschaft und Öffentlichkeit in der Krise?“ von Prof. Dr. Steffen Mau, Direktor des Max-Planck-Instituts zur Erforschung multireligiöser und multiethnischer Gesellschaften, Göttingen.
Es schloss sich eine angeregte Podiumsdiskussion an, die auch Impulse, Fragen und Anmerkungen aus dem Publikum aufgriff. Als Moderator führte Dr. Jan-Martin Wiarda durch den Nachmittag. Die gesamte Veranstaltung ist in Bild und Ton aufgezeichnet, außerdem ist als Graphic Recording eine visuelle Dokumentation des Nachmittags entstanden. Auf dieser Grundlage erfolgt eine ausführlichere Dokumentation auf der Akademie-Website und anderen digitalen Plattformen der Akademie.
Der Festakt am Abend nahm das 20-jährige Bestehen der Akademie der Wissenschaften in Hamburg in den Blick. Der frühere Staatsrat Dr. Roland Salchow, einer der Väter der Akademie, erinnerte an die Gründung der Akademie. Dr. Eva Gümbel, Hamburger Staatsrätin für Wissenschaft, Forschung und Gleichstellung, lobte die Akademie auch als Zusammenschluss von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich für die Gesellschaft verantwortlich fühlen. Die kurzweilige Festrede „Nützlicher Witz: 100 Jahre The New Yorker“ hielt Prof. Dr. Daniel Göske, Präsident der Niedersächsischen Akademie der Wissenschaften zu Göttingen.
Auf die Aufnahme der neuen Akademiemitglieder und Young Academy Fellows folgte die Verleihung des Elise-Reimarus-Preises 2025 an Dr. Felix Aiwanger. Einblicke in das neue Langzeitvorhaben „NS-Verfolgung und Musikgeschichte“ gab zudem Projektleiter Prof. Dr. Friedrich Geiger, bevor Andrey Denisenko den zweiten Satz aus der Klaviersonate opus 10 von Berthold Goldschmidt (1903-1996) spielte; Goldschmidt, gebürtiger Hamburger, gehört zu den vielen Musikern, die das NS-Regime verfolgt hat.