07 Jun 14

"Brain Mapping": Einblicke ins Gehirn

Wird Gedankenlesen möglich und können wir bald mit bloßen Gedanken Maschinen und Computer steuern? Werden wir verstehen, warum wir altern, und Erkrankungen des Gehirns besser diagnostizieren und behandeln? Zwar handelt es sich hierbei weiterhin um Utopien, aber ohne Zweifel hat die moderne Neurowissenschaft auf dem Weg dahin in den letzten Jahren dramatische Fortschritte erzielt. Insbesondere die Entwicklung neuer bildgebender Verfahren (‘brain mapping‘), die Einblicke in das ‘arbeitende‘ Gehirn erlauben, hat dazu beigetragen.

Vom 8. bis zum 12. Juni 2014 werden mehr als 3.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt an der 20. Internationalen Konferenz der Organization for Human Brain Mapping (www.humanbrainmapping.org) teilnehmen und ihre neuesten wissenschaftlichen Ergebnisse präsentieren.

Am Vorabend der Konferenz, Samstag, den 7.6. ab 18:30 h, geben zwei führende deutsche Wissenschaftler und Teilnehmer an der Konferenz, Dr. Stefanie Brassen (Hamburg) und Prof. Dr. John-Dylan Haynes (Berlin) in öffentlichen Vorträgen aktuelle Einblicke in ihre faszinierenden Forschungsbereiche. Nach den Vorträgen besteht die Möglichkeit, Fragen an die beiden Redner und weitere Organisatoren der Konferenz, Prof. Dr. Christian Büchel, Prof. Dr. Andreas Engel, Prof. Dr. Brigitte Röder (alle Hamburg und Mitglieder der Akademie der Wissenschaften in Hamburg) und Prof. Dr. Arno Villringer (Leipzig) zu stellen. Die Veranstaltung wird von der Wissenschaftsjournalistin Angela Grosse moderiert.

Grußworte

Prof. Dr. Brigitte Röder, Universität Hamburg

Prof. Dr. Edwin Kreuzer, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg

Prof. Dr. Christian Büchel, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Vortrag 1

„Erfolgreich altern – Einblicke aus der Hirnforschung“
Dr. Stefanie Brassen, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf

Vortrag 2

„Gedankenlesen aus der Hirnaktivität: Fakt oder Fiktion“
Prof. Dr. John-Dylan Haynes, Charité - Universitätsmedizin Berlin

Anschließend Fragen und Diskussion

Information zu den Vorträgen:

Zu Vortrag 1:

Wenn es um das alternde Gehirn geht, denken viele an Demenz und Abbau. Die Mehrheit älterer Menschen zeigt jedoch keine dramatischen Denkdefizite und weist eine hohe Lebenszufriedenheit auf. Jüngste neurowissenschaftliche Befunde legen nahe, dass solch erfolgreiches Altern durch aktive Adaptationsprozesse unseres Gehirns unterstützt wird. Der Vortrag gibt einen Überblick über diese Befunde und stellt aktuelle Ansätze zur Förderung dieser Adaptations- und Plastizitätsprozesse vor.

Zu Vortrag 2:

Mit modernen Hirnscannern ist es möglich, die menschliche Hirnaktivität in hoher Auflösung zu messen. Dabei zeigt sich für jeden Gedanken, den ein Proband im Scanner hat, ein charakteristisches Aktivitätsmuster. Mithilfe spezialisierter Programme ist es möglich, einen Computer dazu zu trainieren, so die Gedanken eines Menschen quasi aus der Hirnaktivität "auszulesen". Besonders gut funktioniert dies für Wahrnehmungsinhalte und Vorstellungen, aber auch Absichten, Gefühle und Entscheidungen lassen sich zu einem gewissen Grad auslesen und sogar vorhersagen. Trotz dieser Fortschritte gibt es auch eine Reihe von Herausforderungen, vor allem durch die unvorstellbare Komplexität menschlicher Gedankenwelten. Auch stellt sich die Frage, inwiefern ein Blick in die "Privatsphäre der Gedanken" ethisch vertretbar ist.

Information zu den Rednern:

Dr. Stefanie Brassen leitet die Arbeitsgruppe "Kognitives und emotionales Altern" am Institut für systemische Neurowissenschaften des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Nach ihrem Studium der Psychologie in Mannheim war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und klinische Psychologin am Zentralinstitut für seelische Gesundheit der Universität Heidelberg tätig. Dort promovierte Frau Brassen zum Thema Neurophysiologische Prozesse bei Demenz und Altersdepression. Im Anschluss war sie Postdoktorandin im Arbeitsbereich Bildgebung der psychiatrischen Klinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf, wo sie außerdem die neuropsychologische Leitung der Gedächtnissprechstunde übernahm. Nach ihrem Wechsel ans Institut für Systemische Neurowissenschaften baute sie dort eine eigene Arbeitsgruppe auf und habilitierte sich 2013 im Fach Psychologie.

Prof. Dr. John-Dylan Haynes ist Direktor des Berlin Center for Advanced Neuroimaging. Nach dem Studium der Psychologie in Bremen promovierte er 2003 mit einer Arbeit zu den neuronalen Grundlagen des Bewusstseins. Danach schlossen sich Forschungsaufenthalte an der Otto-von- Guericke Universität Magdeburg, der Universität Plymouth und am Institute of Cognitive Neuroscience des University College London an. Im Jahr 2005 etablierte er sich mit einer eigenen Arbeitsgruppe am Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften in Leipzig, bevor er an die Charité in Berlin wechselte. In der Forschung von Professor Haynes geht es um die Frage, ob Gedanken aus der Hirnaktivität ausgelesen und vorhergesagt werden können. Dabei steht nicht nur die Weiterentwicklung von maschinellen Dekodierungsverfahren zum Auslesen von Bewusstseinsinhalten im Zentrum, sondern auch die Frage der technischen und ethischen Grenzen dieser Forschung. Weitere Forschungsinteressen sind Bewusstsein, Absichten und Willensfreiheit.

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Samstag, 7. Juni 2014 um 00:00