08 Jul 14

Finanzkrise und Staatsverschuldung

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Das Thema „Staatsschulden” ist in den vergangenen Jahren zu einer der zentralen Streitfragen in der Öffentlichkeit geworden. Die Gründe liegen vor allem in der schweren Finanz- und Wirtschaftskrise seit 2007/08, der seit 2010 die Schuldenkrise einiger Eurostaaten folgt, und zum anderen in der Verankerung der Schuldenbremse im Grundgesetz der Bundesrepublik Deutschland. Doch bereits seit über fünfzig Jahren nehmen die Industriestaaten von Jahr zu Jahr neue Schulden auf, was den Schuldenberg in astronomische Höhen getrieben hat. Ein immer größerer Teil der Staatseinnahmen muss für die Schuldentilgung ausgegeben werden – zu Lasten von Investitionen und anderen Staatsausgaben.

Die Probleme, die im Zuge der aktuellen Finanzkrise auftraten, sind vielfältig: So stieg die Schuldenstandsquote Deutschlands beispielsweise in nur zwei Jahren von 66,7 % (2008) des Bruttoinlandsprodukts auf 83 % (2010). Dies war zum einen durch die steigenden Ausgaben für Soziales und die Konjunkturpakete bedingt, vor allem aber durch die Rettungsmaßnahmen für die angeschlagenen Banken. Aufgrund der finanziellen und wirtschaftlichen Verflechtung in Europa brachen zudem längst überwunden geglaubte Gräben wieder auf. So wurden deutsche Politikerinnen und Politiker in den rezessionsgeplagten europäischen Partnerländern als Akteure deutschen Machtstrebens verunglimpft. Damit ist die Krise längst auch zu einer europäischen Vertrauenskrise geworden, in der sich der „Norden“ und der „Süden“ gegenüberstehen. Weltweit ist zu beobachten, dass der verstärkte Einsatz des "Schuldenhebels" im Finanzsektor selbst auch schwere Finanzkrisen auslösen kann, die wiederum zum Anstieg der Staatsschulden beitragen.

Welche Lösungen gibt es? Welche Maßnahmen wurden getroffen, um die Krise auch nachhaltig zu beenden, welche Entscheidungen stehen noch aus? Sind die Deregulierung und Internationalisierung des Finanzmarktes der Hauptgrund für die Krise? Hätte es für die Schuldenreduzierung bessere politische Handlungsoptionen gegeben? Können und dürfen Antworten auf diese Fragen überhaupt noch alleine im deutschen Kontext gesucht werden? Welche Perspektive haben europäische Partnerländer auf dieses Problem? Wie können Staaten dazu gebracht werden, nicht mehr Geld auszugeben, als sie einnehmen? Welche Aspekte unterscheiden die aktuelle Krise von historischen Finanzkrisen?

Zu einer Diskussion dieser und weiterer Fragen laden wir Sie herzlich in den Baseler Hof in Hamburg ein.

Prof. Dr. Günter Stock
Präsident Akademienunion

Prof. Dr. Heinz Duchhardt
Präsident Max Weber Stiftung

Programm

19:00 Uhr Begrüßung und Podiumsdiskussion

20:15 Uhr Offene Diskussion mit dem Publikum
21:00 Uhr Ende der Podiumsdiskussion
gegen 21:30 Uhr Ende der Veranstaltung

Podium

Prof. Dr. Arne Heise
Universität Hamburg

Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Otfried Höffe
Eberhard Karls Universität Tübingen

Prof. Dr. Carl-Ludwig Holtfrerich
Freie Universität Berlin

Prof. Dr. Alexander Nützenadel
Humboldt-Universität zu Berlin

Moderation: Dorothee Holz
ARD/Deutsche Welle

Die Eingangsstatements der Podiumsmitglieder finden Sie unter www.geisteswissenschaft-im-dialog.de sowie in der Auslage im Eingangsbereich.

Eine gemeinsame Veranstaltung von Geisteswissenschaft im Dialog und der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.

Gesprächspartner

Prof. Dr. Arne Heise ist Wissenschaftler und Professor an der Universität Hamburg. Außerdem ist Professor Heise Co-Direktor des Zentrums für Ökonomische und Soziologische Studien (ZÖSS) am Fachbereich Sozialökonomie der Universität Hamburg und zugewähltes Mitglied der Leibniz-Sozietät der Wissenschaften zu Berlin. Die Themen seiner Publikationen sind unter anderem Finanzpolitik und Public Governance.

Prof. Dr. Dr. h. c. mult Otfried Höffe ist Philosoph. Er habiliterte sich 1974/75 mit der Schrift „Strategien der Humanität. Zur Ethik öffentlicher Entscheidungsprozesse“. Höffe war Direktor des Internationalen Instituts für Sozialphilosophie und zugleich Lehrbeauftragter für Rechtsphilosophie an der Juristischen Fakultät Freiburg (Schweiz). 1994 gründete und leitete er die Forschungsstelle Politische Philosophie der Universität Tübingen und war kooptiertes Mitglied der juristischen Fakultät. Seine bekanntesten Monographien beschäftigen sich mit Ethik, Rechtsphilosophie und Wirtschaft, sowie mit der Philosophie Aristoteles‘, Kants und Rawls‘. Er ist Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina.

Prof. Dr. Carl-Ludwig Holtfrerich ist Wirtschaftswissenschaftler. Er habilitierte sich 1979 mit einer Schrift über die deutsche Inflation 1914-1923 nach einem Forschungsaufenthalt an der Harvard University. Nach einer Gastprofessur am St. Antony's College der Oxford University 1982 und einem Forschungsaufenthalt am Woodrow Wilson Center for International Scholars in Washington D. C., nahm er einen Ruf an die Frei Universität Berlin an. Er ist Mitglied der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und Sprecher der Forschungsgruppe „Staatsschulden in der Demokratie“ (Leopoldina/BBAW). Er wird im Ranking des Handelsblattes zu den Top-Emeriti der VWL gezählt.

Prof. Dr. Alexander Nützenadel ist Sozial- und Wirtschaftshistoriker. Er habilitierte sich 2004 mit der Arbeit „Stunde der Ökonomen. Wissenschaft, Expertenkultur und Politik in der Bundesrepublik 1949-74“ und forschte am Deutschen Historischen Institut Rom der Max Weber Stiftung. Seine aktuellen Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte des Klientelismus und der Korruption, städtische Immobilienmärkte, die Finanzkrisen sowie die Geschichte der Globalisierung. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Artikel und Bücher.

Dorothee Holz ist Wirtschafts- und Finanzjournalistin für das ARD-Börsenstudio und die Deutsche Welle. In Reportagen und Artikeln beschäfttigte sie sich mit der Finanzkrise und Staatsverschuldung.

Veranstaltungsreihe

Geisteswissenschaft im Dialog
ist ein Diskussionsforum für aktuelle Fragen aus Wissenschaft, Kultur und Gesellschaft. Ein interdisziplinär besetztes Podium diskutiert im direkten Dialog mit dem Publikum über das, was Wissenschaft und Gesellschaft beschäftigt.

Geisteswissenschaft im Dialog
will dem Austausch zwischen den verschiedenen Wissenschaften und zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit eine Plattform bieten.

Geisteswissenschaft im Dialog
ist eine gemeinsame Veranstaltungsreihe der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften und der Max Weber Stiftung – Deutsche Geisteswissenschaftliche Institute im Ausland. Die Union der deutschen Akademien der Wissenschaften ist die Dachorganisation von insgesamt acht Wissenschaftsakademien. Die Max Weber Stiftung ist eine bundesunmittelbare Stiftung des öffentlichen Rechts und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung institutionell gefördert. Schirmherrin der Veranstaltungsreihe ist die Bundesministerin für Bildung und Forschung, Prof. Dr. Johanna Wanka.

Hotel Baseler Hof | Esplanade 15 | 20354 Hamburg | DIENSTAG | WEITERE INFORMATIONEN UND ANMELDUNG unter Telefon: 0228/37786-20, Fax: 0228/37786-19, E-Mail: walter(at)maxweberstiftung.de, www.geisteswissenschaft-im-dialog.de | Bitte melden Sie sich bis zum 7. Juli 2014 an.

Dienstag, 8. Juli 2014 um 00:00