So ernst der Klimawandel und die damit verbundenen medizinischen Probleme sind, in der konstruktiv geführten Diskussion kristallisierten sich Lösungsansätze heraus. Durch eine gelingende Risiko-Kommunikation, durch die gezielte Weiterbildung der Ärzteschaft und den klugen Einsatz von Ressourcen lässt sich eine zeitgemäße Prävention und medizinische Versorgung gestalten.
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Zentrale Aussagen
- Die hohen Temperaturen an Hitzetagen belasten besonders ältere Menschen und Menschen mit Vorerkrankungen etwa des Herzens und der Nieren oder mit neurologischen Krankheiten wie Demenzen, Parkinson und Multiple Sklerose.
- Die Einnahme von bestimmten Medikamenten sollte in Sommermonaten an die hohen Temperaturen individuell nach ärztlicher Beratung angepasst werden. So wirken etwa durch die erhöhte Stoffwechselaktivität Medikamente für neurologische Erkrankungen anders. Auch die Einnahme von Beta-Blockern, Harnblasen-Präparaten und Wassertabletten (Diuretika) könnte anzupassen sein.
- Gerade sozioökonomische Aspekte sind in der Prävention von medizinischen Hitze-Problemen zu beachten: Ärmere und sozial wenig eingebundene Personen müssten erreicht und aufgeklärt werden.
- Es ist wichtig, das Wissen zum richtigen Verhalten an Hitzetagen und zu neuen Infektionskrankheiten richtig kommuniziert wird und dass ein gewisses Grundwissen besteht – in der Bevölkerung, aber auch zielgruppenspezifisch. Eine gelingende Wissenskommunikation hilft, um Fake News keinen Raum zu geben.
- In der Kommunikation zu medizinischen Hitze-Problemen ist es wichtig, die Gründe für eine Maßnahme gut zu erklären, und zwar in leicht verständlicher Sprache.
- Die Risikowahrnehmung ist oft nicht ausgeprägt: Viele Menschen wissen, dass sie bei Hitze genug trinken müssen und dass sie sich im Schatten aufhalten sollen, aber sie beziehen die Risiken und die Präventionsmaßnahmen nicht auf sich.
- Die Asiatische Tigermücke breitet sich in Deutschland auch aufgrund steigender Außentemperaturen aus. Sie kann eine Reihe von Viren übertragen, die große Probleme bereiten kann.
- Gerade Hausärztinnen und Hausärzte brauchen fundierte Informationen zu neuen Infektionskrankheiten, die etwa die Asiatische Tigermücke überträgt. Eine Infektion mit Dengue-Fieber und dem West-Nil-Fieber kann auch Menschen treffen, die nicht in tropische und subtropische Regionen gereist sind.
- Durch den Klimawandel siedeln sich in Deutschland Pflanzen an, die Allergien auslösen und verstärken können.
- Es gibt bisher keine konkreten Hitzepläne für Kliniken und Pflegeheime in Deutschland. Länder wie Frankreich sind in dieser Hinsicht weiter.
- Städteplanung wird komplexer: Pflanzen helfen der Hitze entgegen zu wirken, zum anderen können Blumentöpfe Brutplätze für Tigermücken sein. Hier können wir in Deutschland von Ländern im globalen Süden lernen.
- Wenn Zusammenhänge zwischen planetarer und menschlicher Gesundheit stärker kommuniziert würden, könnte die Bereitschaft steigen, sich für Klimaschutz und damit für Gesundheitsschutz zu engagieren.
Bei der dritten Ausgabe der neuen Veranstaltungsreihe „Akademie aktuell“ diskutierten:
• Prof. Dr. Jonas Schmidt-Chanasit, Virologe und Leiter der Abteilung Arbovirologie / Entomologie am Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg
• Dr. Charlotte Schubert, Ärztin am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) und Young Academy Fellow der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
• Dr. Parichehr Shamsrizi, Ärztin und Postdoktorandin, AG Gesundheitskommunikation/Abteilung für Implementationsforschung, Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin in Hamburg und Institute for Planetary Health Behaviour an der Universität Erfurt
• Prof. Dr. Götz Thomalla, Kommissarischer Direktor der Klinik für Neurologie und Prodekan für Klinische Forschung und Translation am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE)
• Moderation: Birgit Langhammer, Journalistin, NDR Info