Prof. Dr. Mojib Latif, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg: „Schon seit längerer Zeit beunruhigen uns in der Akademie die antidemokratischen Kräfte in unserem Land. Mit dieser Erklärung wollen wir ein Zeichen setzen für gesellschaftlichen Zusammenhalt und uneingeschränkte Wissenschaftsfreiheit.“
Die Erklärung für Demokratie, Freiheit und Menschenrechte vom 30. Januar 2024 im Wortlaut:
„Als Mitglieder und Young Academy Fellows der Akademie der Wissenschaften in Hamburg sind wir angesichts der immer offeneren Angriffe gegen unsere freiheitliche Grundordnung zutiefst beunruhigt. Mit Entsetzen haben wir die bekanntgewordenen Vertreibungspläne rechtsextremistischer Gruppierungen gegen Minderheiten in Deutschland zur Kenntnis genommen. Die Pläne bedrohen Demokratie und Freiheit, Diversität und Menschenwürde ebenso wie die Wissenschaftsfreiheit. Auf diesen Werten und Grundrechten basieren der Wohlstand in Deutschland und unsere Arbeit in Forschung und Lehre.
Wir wenden uns gegen
- die Wissenschaftsfeindlichkeit von Gruppierungen, die Verschwörungserzählungen und Fake News verbreiten. Denn sie leugnen und ignorieren bewusst Erkenntnisse, die wissenschaftlich unstrittig sind;
- die grobe Vereinfachung, die alle Probleme und Schwierigkeiten über simple Feindbilder und Verschwörungserzählungen zu erklären versucht und die differenzierte Beschäftigung mit komplexen Problemen verachtet;
- die Diffamierung und Ausgrenzung unter anderen sowohl von Studierenden als auch von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus aller Welt und mit Migrationsgeschichte. Ihr Engagement und ihre Ideen sind für unsere Gesellschaft bereichernd und unerlässlich. Unsere Zusammenarbeit ist die Grundlage für wissenschaftlichen Fortschritt;
- die Herabsetzung und Missachtung der Menschenwürde, Antisemitismus und Rassismus.
Wir setzen uns ein für
- die Wissenschaftsfreiheit als Voraussetzung für wissenschaftlichen Fortschritt und die Bewältigung der grenzüberschreitenden Herausforderungen. Ohne das fortgesetzte, freie, sachliche und offene Bemühen um wissenschaftliche Erkenntnis und um das überzeugende Argument kommen wir als Gesellschaft und Menschheit nicht voran;
- mehr Willkommenskultur und Weltoffenheit. Hamburg als Sitz der Akademie, eine Stadt, die sich als „Tor zur Welt“ begreift, hat davon in der Vergangenheit enorm profitiert;
- die Stärkung von Menschenwürde, Respekt, Weltoffenheit und Toleranz, die wir als wesentliche Grundlage unseres Gemeinwesens verstehen und ohne die wir die großen vor uns liegenden Aufgaben und Probleme nicht bewältigen können;
- die differenzierte wissenschaftliche Auseinandersetzung, die auf Schwarz-Weiß-Malerei und Simplifizierung verzichtet und bei der wir gemeinsam an den Lösungen für die Zukunftsaufgaben arbeiten.
Die Massendemonstrationen der vergangenen Tage gegen rechtsextreme Kräfte überall in Deutschland sind ein Signal der Hoffnung. Aber sie können nur ein Anfang sein. Denn die Sicherung der Demokratie lebt vom ständigen Einsatz der Bürgerinnen und Bürger.
Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg setzt sich daher für ein breites gesellschaftliches Bündnis ein, das den Angriff auf Rechtsstaatlichkeit und Vielfalt pariert. Wir brauchen in Gesellschaft, Wirtschaft, Medien und Politik den respektvollen, wertschätzenden Austausch und das Ringen um bestmögliche Lösungen.“
Zur vollständigen Erklärung mit Liste der Erstunterzeichnerinnen und Erstunterzeichnern:
https://www.awhamburg.de/magazin/fuer-demokratie-freiheit-und-menschenrechte-erklaerung-vom-30-januar-2024.html