Katharina Fegebank, Hamburgs Zweite Bürgermeisterin und Wissenschaftssenatorin: „Die Gesundheit des Menschen und die Gesundheit unseres Planeten gehören zusammen. Deshalb brauchen wir ein ganzheitliches, interdisziplinäres Denken im Zusammenhang von Mensch, Tier und Umwelt. Genau dafür steht der One-Health-Ansatz. Es ist ein wichtiges Signal, dass er das Thema des diesjährigen Hamburger Wissenschaftspreises ist. Ich gratuliere dem Preisträger Prof. Dr. Fabian Leendertz. Und ich danke der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve. Mit dem Hamburger Wissenschaftspreis verbinden sie wissenschaftliche Exzellenz mit Zukunftsthemen unserer Gesellschaft.“
Prof. Dr. Mojib Latif, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und Jury-Vorsitzender: „Die Akademie der Wissenschaften fördert die fächerübergreife Forschung, unter anderem um Krisen frühzeitig erkennen oder besser meistern zu können. Corona hat uns gezeigt, wie wichtig die interdisziplinäre Forschung ist. Das Thema ‚One Health‘ ist ein einzigartiges Konzept, das die menschliche Gesundheit mit dem Tierreich und der Umwelt in einem interagierenden System verknüpft. Fabian Leendertz hat im Bereich ‚One Health‘ Großartiges geleistet. Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg schätzt sich glücklich, einen so herausragenden Wissenschaftler mit dem Hamburger Wissenschaftspreis zu ehren.“
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Thomas Mettenleiter, Virologe, Präsident a. D., Friedrich-Loeffler-Institut – Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI), und Akademiemitglied, stellte in seiner Laudatio fest: „Fabian Leendertz ist Tierarzt und ohne Zweifel einer der Pioniere von One-Health-Forschung. Er verfügt über mehr als 22 Jahre Erfahrung auf dem Gebiet der Zoonosenforschung unter dem One-Health-Aspekt. Sein wissenschaftliches Ziel ist es, zu verstehen, wo, wie und warum Mikroorganismen zwischen verschiedenen Arten übertragen werden und welche Bedeutung Krankheitserreger und andere Mikroorganismen für Tierpopulationen haben. Hierzu hat er sich mit Viren, Bakterien und Parasiten beschäftigt. Jedes dieser Projekte basiert auf dem One-Health-Ansatz, der nicht nur Daten zum Erreger selbst erfasst, sondern auch zu dessen Wirt wie zum Beispiel Verhalten, Ökologie, Evolutionsgeschichte sowie zur umgebenden Umwelt.
Fabian Leendertz hat sich zum Ziel gesetzt, grundlegende Mechanismen des Auftretens neuer Krankheitserreger sowie deren Rolle im Zusammenspiel zwischen Mensch-, Tier- und Umwelt-Gesundheit zu verstehen und damit zu einer wirksameren Pandemievorsorge und -prävention beizutragen.“
Der Preisträger Prof. Dr. Fabian Leendertz
Fabian Leendertz, geboren 1972 in Krefeld, studierte Veterinärmedizin an der Universität Budapest und an der Freien Universität Berlin. Für seine Dissertation untersuchte er das gehäufte Sterben von Schimpansen im Nationalpark Taï an der Elfenbeinküste und entdeckte einen neuen Typus von Milzbrand (Anthrax). Als Postdoktorand leitete Leendertz am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig die Gruppe zu Primatenkrankheiten. Auf die Leitung der Nachwuchsgruppe zu „Emerging Zoonoses“ am Robert-Koch-Institut folgte ebenda von 2012 bis 2021 die Leitung der Projektgruppe „Epidemiologie hochpathogener Erreger“. Der Veterinärmediziner wurde 2021 in die zehnköpfige WHO-Expertengruppe berufen, die den Ursprung der Covid-19-Pandemie erforscht. Zuvor leitete er bereits die Untersuchung zum Ausgangspunkt des westafrikanischen Ebola-Ausbruches im Jahr 2014.
Nach seiner Qualifikation zum Fachtierarzt für Mikrobiologie habilitierte sich Fabian Leendertz 2016 in Mikrobiologie an der Freien Universität Berlin. Seit 2021 ist er Professor für One Health an der Universität Greifswald und Gründungsdirektor des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) in Greifswald; das Institut ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung.
Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat Fabian Leendertz in Anerkennung seines Engagements für den Naturschutz 2020 mit dem „Champion of the Earth Award“ in der Kategorie „Wissenschaft und Innovation“ ausgezeichnet. Fabian Leendertz ist in verschiedensten Gremien aktiv, unter anderem im Beirat der One-Health-Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen, welche ab Ende 2023 in eine One Health Plattform überführt wird.
Das Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro wird Fabian Leendertz für die Vorarbeiten zu der großangelegten Langzeitbeobachtungsstudie des Greifswalder Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) nutzen. So wird ein Team aus Anthropologinnen und Anthropologen in den nächsten Monaten in der Zentralafrikanischen Republik und an der Elfenbeinküste mit beteiligten Bürgerinnen und Bürgern Möglichkeiten, Grenzen und Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit in interkultureller Hinsicht ausloten.
Ein ausführliches Interview mit Fabian Leendertz lesen Sie auf unserer Akademie-Website:
„One Health hilft bei Prävention und Früherkennung von Pandemien“
Die Aufzeichnung der Preisverleihung ist abrufbar unter:
https://youtube.com/live/DYPMhMTBoSQ?feature=share
Zum Hamburger Wissenschaftspreis
Der Hamburger Wissenschaftspreis 2023 war dem Thema „One Health“ gewidmet. Die Corona-Pandemie und der mutmaßliche Ursprung von SARS-CoV-2 aus einem tierischen Wirt haben gezeigt, wie eng die Gesundheit des Menschen mit der von Tieren verbunden ist. Der One-Health-Ansatz steht für einen ganzheitlichen, interdisziplinären Ansatz, der auf der Grundannahme basiert, dass die Gesundheit von Menschen, Tieren, Pflanzen und Umwelt eng miteinander verknüpft ist. Die voranschreitende Zerstörung der Ökosysteme weltweit begünstigt das Auftreten von Krankheitserregern tierischen Ursprungs beim Menschen und umgekehrt („Zoonosen“). Gleichzeitig verlieren antimikrobielle Medikamente (zum Beispiel Antibiotika), die das wirksamste Mittel bei der Behandlung von Infektionskrankheiten darstellen, durch die Zunahme antimikrobieller Resistenzen (AMR) an Wirksamkeit.
Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg verleiht alle zwei Jahre den Hamburger Wissenschaftspreis. Der Preis wurde für 2023 zum achten Mal ausgeschrieben. Er ist mit 100.000 Euro dotiert und wird von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve gefördert.
➤ Pressemitteilung vom 30. November 2023 mit Bild-Downloads