18/2023 Fabian Leendertz erhält den Hamburger Wissenschaftspreis 2023 „One Health“

Fabian Leendertz, Direktor des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) in Greifswald und ein international führender Experte für Zoonosen, erhält den Hamburger Wissenschaftspreis 2023 zum Thema „One Health“. Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg würdigt die herausragende Forschungsarbeit des Tierarztes und Mikrobiologen zum One-Health-Konzept, wonach die Gesundheit von Mensch, Tier und Umwelt eng zusammenhängt. Den mit 100.000 Euro dotierten Preis stiftet die Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve. Der Preis wird am 30. November 2023 im Hamburger Rathaus verliehen. Schirmherr ist der Erste Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg.

Der Tierarzt und Mikrobiologe Prof. Dr. Fabian Leendertz ist Preisträger des Hamburger Wissenschaftspreises 2023 „One Health“.

Prof. Dr. Fabian Leendertz erforscht seit mehr als 20 Jahren Zoonosen, also vorrangig Infektionskrankheiten aus dem Tierreich, die auf den Menschen überspringen. Er gehört zu den weltweit führenden Experten auf diesem Gebiet und hat sich einen Namen gemacht bei der Ad-hoc-Untersuchung der Ursprünge tödlicher Krankheitsausbrüche wie Anthrax, Ebola, Affenpocken und SARS-CoV-2. Im Zentrum seiner Forschung stehen die afrikanischen Tropen. Dort ist das Auftreten von neuartigen Zoonosen besonders wahrscheinlich aufgrund großer biologischer Vielfalt, intensiver und häufiger Mensch-Tier-Kontakte, starker Umweltveränderungen auch durch den Klimawandel, steigender Mobilität und einer unzureichenden Gesundheitsinfrastruktur.

Als Gründungsdirektor des 2021 gegründeten Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) in Greifswald erhält Fabian Leendertz die Möglichkeit, seinen Forschungsschwerpunkt auszuweiten und das One-Health-Konzept etwa zum Erforschen der Entstehung und Ökologie von Zoonosen zu nutzen. Aktuell arbeitet er mit seinem Team vor allem an der Etablierung einer großangelegten One-Health-Langzeit-Beobachtungsstudie in zwei afrikanischen Modellregionen, die über Jahrzehnte laufen soll. „Unser Ziel ist, dass wir am Beispiel von zwei afrikanischen Regionen zeigen, wie das One-Health-Konzept ganz praktisch funktionieren kann“, sagt Fabian Leendertz. „Zum anderen geht es darum, so ein Projekt zur Surveillance, also zur Überwachung und Pandemieprävention, kopierbar und skalierbar zu machen, also übertragbar auf andere Regionen der Welt.“

Mit der Vergabe des Hamburger Wissenschaftspreises 2023 an Fabian Leendertz würdigt die Akademie der Wissenschaften in Hamburg dessen grundlegende Arbeiten auf dem Gebiet der zoonotischen Infektionskrankheiten unter Anwendung des One-Health-Gedankens. Leendertz‘ Forschungsarbeiten tragen wesentlich zu einem besseren Verständnis der Mechanismen von Krankheitsentstehung und -übertragung zwischen Menschen, Tieren und der Umwelt bei. Mit der One-Health-Langzeit-Beobachtungsstudie in afrikanischen Ländern südlich der Sahara leistet der Veterinär und Mikrobiologe einen wichtigen Beitrag zur Prävention von Epidemien und Pandemien.

Das Preisgeld in Höhe von 100.000 Euro wird Fabian Leendertz für die Vorarbeiten zu dieser großangelegten Studie des Greifswalder Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) nutzen. So wird ein Team aus Anthropologinnen und Anthropologen in den nächsten Monaten in der Zentralafrikanischen Republik und an der Elfenbeinküste mit beteiligten Bürgerinnen und Bürgern Möglichkeiten, Grenzen und Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit in interkultureller Hinsicht ausloten.

Prof. Dr. Mojib Latif, Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg: „Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg fördert besonders die interdisziplinäre Forschung. Wir leben in Zeiten von sich schnell und drastisch verändernden Umweltbedingungen, was die Entstehung neuartiger Infektionskrankheiten begünstigt. Um diese Herausforderung meistern zu können, bedarf es eines interdisziplinären Forschungsansatzes wie dem des One-Health-Konzeptes, das die Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt zusammendenkt. Der diesjährige Preisträger Fabian Leendertz gehört zu den Pionieren in diesem Bereich.“

Prof. Dr. Josef Penninger, Wissenschaftlicher Geschäftsführer des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI): „Um auch in Zukunft den Herausforderungen von Infektionskrankheiten gewachsen zu sein, brauchen wir einen holistischen One-Health-Ansatz, der nicht nur die Menschen in den Mittelpunkt stellt, sondern auch das Zusammenspiel mit Klimaveränderungen, Tieren und der Umwelt berücksichtigt. Fabian Leendertz ist ein Vorreiter auf diesem Gebiet, der mit seinen bisherigen Arbeiten tiefe Einblicke in die Übertragung von Zoonosen ermöglicht hat. Er wird auch zukünftig zur wirksamen Pandemieprävention beitragen und das One-Health-Konzept mit seiner exzellenten Forschung weiter voranbringen.“

Prof. Dr. Katharina Riedel, Rektorin der Universität Greifswald und kommissarische Gründungsdirektorin des HIOH 2021/22: „Die Universität Greifswald hat mit Fabian Leendertz einen international hervorragend ausgewiesenen Wissenschaftler berufen, der ein exzellentes Forschungsteam um sich versammelt hat, mit dem er sich dem Thema ‚One Health‘ mit beindruckendem Engagement und großer Leidenschaft widmet. Die von ihm vorangetriebene Integration komplementärer Expertisen der HIOH-Gründungspartner Friedrich-Loeffler-Institut, Universitätsmedizin und Universität Greifswald legt den Grundstein für ein besseres Verständnis der Entstehung, Verbreitung und Pathogenese von Zoonosen und der Entwicklung wirksamer und nachhaltiger Strategien zu deren Prävention und Therapie.“

Der Preisträger Prof. Dr. Fabian Leendertz
Fabian Leendertz, geboren 1972 in Krefeld, studierte Veterinärmedizin an der Universität Budapest und an der Freien Universität Berlin. Für seine Dissertation untersuchte er das gehäufte Sterben von Schimpansen im Nationalpark Taï an der Elfenbeinküste und entdeckte einen neuen Typus von Milzbrand (Anthrax). Als Postdoktorand leitete Leendertz am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig die Gruppe zu Primatenkrankheiten. Auf die Leitung der Nachwuchsgruppe zu „Emerging Zoonoses“ am Robert-Koch-Institut folgte ebenda von 2012 bis 2021 die Leitung der Projektgruppe „Epidemiologie hochpathogener Erreger“. Der Veterinärmediziner wurde 2021 in die zehnköpfige WHO-Expertengruppe berufen, die den Ursprung der Covid-19-Pandemie erforscht. Zuvor leitete er bereits die Untersuchung zum Ausgangspunkt des westafrikanischen Ebola-Ausbruches im Jahr 2014.

Nach seiner Qualifikation zum Fachtierarzt für Mikrobiologie habilitierte sich Fabian Leendertz 2016 in Mikrobiologie an der Freien Universität Berlin. Seit 2021 ist er Professor für One Health an der Universität Greifswald und Gründungsdirektor des Helmholtz-Instituts für One Health (HIOH) in Greifswald; das Institut ist ein Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung.

Das Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) hat Fabian Leendertz in Anerkennung seines Engagements für den Naturschutz 2020 mit dem „Champion of the Earth Award“ in der Kategorie „Wissenschaft und Innovation“ ausgezeichnet. Fabian Leendertz ist in verschiedensten Gremien aktiv, unter anderem im Beirat der One-Health-Initiative des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) und der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen, welche ab Ende 2023 in eine One Health Plattform überführt wird.

Fabian Leendertz im Gespräch: „One Health“ hilft bei Prävention und Früherkennung von Pandemien

Zum Hamburger Wissenschaftspreis
Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg verleiht alle zwei Jahre den Hamburger Wissenschaftspreis. Der Preis wurde für 2023 zum achten Mal ausgeschrieben. Er ist mit 100.000 Euro dotiert und wird von der Hamburgischen Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve gefördert.

Die bisherigen Themen und Preisträger:

• 2021 „Künstliche Intelligenz in der Medizin“: Prof. Dr. Dr. Fabian Theis, Helmholtz-Zentrum München und Technische Universität München

• 2019 „Angeborene seltene Erkrankungen“: Prof. Dr. Jutta Gärtner, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Göttingen

• 2017 „Energieffizienz“: Prof. Dr. Xinliang Feng, Center for Advanced Electronics, Technische Universität Dresden, und Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Klaus Müllen, Max-Planck-Institut für Polymerforschung, Mainz

• 2015 „Nanowissenschaften“: Prof. Dr. Prof. E. h. Dr. h. c. Roland Wiesendanger, Fachbereich Physik, Universität Hamburg

• 2013 „Demenzforschung“: Prof. Dr. Mathias Jucker, Hertie-Institut für klinische Hirnforschung, Tübingen

• 2011 „Energieforschung“: Prof. Dr. Ferdi Schüth, Max-Planck-Institut für Kohlenforschung, Mülheim an der Ruhr

• 2009 „Infektionsforschung“: Prof. Dr. Stefan Ehlers, Forschungszentrum Borstel und Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
 

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Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg vereint Spitzenforscherinnen und -forscher aus allen Bereichen der Wissenschaft in Norddeutschland. Sie trägt dazu bei, die Zusammenarbeit zwischen Fächern, Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Institutionen zu intensivieren. Sie fördert Forschungen zu gesellschaftlich bedeutenden Zukunftsfragen und wissenschaftlichen Grundlagenproblemen und macht es sich zur besonderen Aufgabe, Impulse für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu setzen. Die Grundausstattung der Akademie wird finanziert von der Freien und Hansestadt Hamburg. Präsident der Akademie ist Prof. Dr. Mojib Latif. Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg ist Mitglied in der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.

Das Helmholtz-Institut für One Health (HIOH) in Greifswald
Das Helmholtz-Institut für One Health (HIOH) in Greifswald wurde 2021 als Außen-Standort des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) gegründet. In enger Zusammenarbeit mit seinen lokalen Gründungspartnern, der Universität Greifswald, der Universitätsmedizin Greifswald und dem Friedrich-Loeffler-Institut Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit Greifswald-Riems widmet sich das HIOH der interdisziplinären Erforschung der Zusammenhänge zwischen Mensch-, Tier- und Umweltgesundheit. Das Ziel ist ein besseres Verständnis zoonotischer Erkrankungen, antimikrobieller Resistenzen und der Evolution von Pathogenen als Voraussetzung für erfolgreiche Pandemievorsorge und -prävention.

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