Mit dem Einsatz von Wasserstoff soll das Energiesystem klimafreundlicher, flexibler und zuverlässiger werden. Es deutet sich ein langer Weg an, um diese Ziele zu erreichen. Neben der Suche nach der optimalen technischen Lösung sind auch die Kosten und die gesellschaftliche Akzeptanz für die erfolgreiche Umsetzung entscheidend. In der Akademievorlesungsreihe der Arbeitsgruppe „Wasserstoff für das norddeutsche Energiesystem – Herausforderungsvielfalt und interdisziplinäre Bewertung“ sollen verschiedene Aspekte der zukünftigen Erzeugung und Nutzung von Wasserstoff aufgezeigt und diskutiert werden. An den jeweiligen Impulsvortrag schließt sich eine Podiumsdiskussion an.
Die Vorträge beginnen jeweils um 19:00 Uhr.
Ort der Vortragsreihe: Gartensaal vom Hotel Baseler Hof
Esplanade 15, 20354 Hamburg
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Für die Teilnahme im Baseler Hof ist eine Anmeldung erforderlich unter veranstaltungen(at)awhamburg.de
Sie erhalten von uns eine Bestätigung.
Donnerstag, 2. November 2023, 19:00 Uhr
Wo der grüne Wasserstoff herkommt – Wasserelektrolyse: Technologien, Kosten und zukünftige Entwicklungen
Prof. Dr.-Ing. Richard Hanke-Rauschenbach (Leibniz Universität Hannover)
Für die Erzeugung von Wasserstoff aus erneuerbaren Quellen kommt der Wasserelektrolyse eine Schlüsselrolle zu. Bisher stellte die Wasserstoffherstellung mittels Wasserelektrolyse dabei eher eine Nischenanwendung dar und wurde überall dort eingesetzt, wo entweder kein Zugang zu einer Erdgasinfrastruktur bestand, Elektroenergie extrem billig zur Verfügung stand oder sehr hohe Reinheitsanforderungen an die Produktgase bestanden. Künftig wird eine starke Kapazitätssteigerung notwendig: Allein der heutige Wasserstoffbedarf beläuft sich in Deutschland auf 1,8 Megatonnen jährlich und wird sich im Laufe der nächsten Jahre vervielfachen.
In diesem Vortrag wird ein Überblick zu den relevanten Elektrolysetechnologien, zu den Wasserstoffkosten und zu zukünftigen Entwicklungen in diesem Bereich gegeben.
Prof. Dr.-Ing. Richard Hanke-Rauschenbach leitet das Institut für elektrische Energiesysteme (https://www.ifes.uni-hannover.de/) der Leibniz Universität Hannover. Er hat im Jahr 2001 sein Studium im Fach Energietechnik abgeschlossen und im Jahr 2007 zum Thema Brennstoffzellen promoviert. Seit 2014 ist er Professor. Er ist Autor von über 100 Artikeln in internationalen Fachzeitschriften. Zu seinen gegenwärtigen Arbeitsfeldern gehört unter anderem die PEM-Wasserelektrolyse im Kontext von Power-to-Gas-Anwendungen. Hanke-Rauschenbach ist Initiator des Forschungsverbundes Wasserstoff Niedersachsen und seit 2019 dessen Sprecher.
Grußwort: Prof. Dr. Mojib Latif, Professor für Klimadynamik am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Moderation: Prof. Dr.-Ing. Detlef Schulz, Professor für Elektrische Energiesysteme an der Helmut-Schmidt-Universität Hamburg und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Panel-Diskussionsteilnehmer:innen:
Prof. Dr. Angelika Redder, Professorin für Germanistische Linguistik und Allgemeine Sprachwissenschaft an der Universität Hamburg und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Prof. Dr.-Ing. Stephan Kabelac, Professor für Thermodynamik an der Gottfried Wilhelm Leibniz Universität Hannover und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Prof. Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt, Institut für Umwelttechnik und Energiewirtschaft (IUE), Technische Universität Hamburg und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Mittwoch, 6. Dezember 2023, 19:00 Uhr
Transport-Optionen für Wasserstoff-Importe
Prof. Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt (Technische Universität Hamburg)
Soll Wasserstoff einen merklichen Beitrag zur Deckung der Energienachfrage in Deutschland und Europa leisten und gleichzeitig helfen, die Klimagasreduktionsziele zu erreichen, ist ein Import von grünem Wasserstoff alternativlos. Damit stellt sich dann die Frage, wie dieser Wasserstoff vom Produktionsland zu uns transportiert werden kann. Deshalb werden die verschiedenen Transportoptionen näher beleuchtet und untersucht, welche Variante unter welchen Gegebenheiten / Rahmenbedingungen welche Vor- und Nachteile aufweist. Dabei wird deutlich, dass es aus heutiger Sicht verschiedene Lösungen gibt, die unter bestimmten Bedingungen jeweils zu präferieren wären. Auch zeigen diese unterschiedlichen Transportoptionen bisher noch einen zum Teil deutlich verschiedenartigen Stand der Technik.
Prof. Dr.-Ing. Martin Kaltschmitt hat Anfang bis Mitte der 1980er-Jahre Tiefbohrtechnik an der TU Clausthal studiert. 1990 wurde er auf dem Gebiet der regenerativen Energien an der Universität Stuttgart promoviert und Mitte der 1990er-Jahre habilitiert. Nach einem Forschungsaufenthalt am King's College in London und der University of California in Berkeley hat er Anfang 2001 die Geschäftsführung im Institut für Energetik und Umwelt (IE) gemeinnützige GmbH übernommen. 2006 hat er den Ruf der TU Hamburg, verbunden mit der Leitung des Instituts für Umwelttechnik und Energiewirtschaft (IUE), angenommen. Parallel dazu war er von 2008 bis 2010 wissenschaftlicher Leiter des Deutschen Biomasse-Forschungszentrums (DBFZ). Martin Kaltschmitt hat verschiedene Lehrbücher auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien veröffentlicht und hat eine Vielzahl von wissenschaftlichen Artikeln publiziert. Sein primäres Forschungsinteresse sind die regenerativen Energien als Teil des nationalen und globalen Energiesystems und deren technische, ökonomische und ökologische Bewertung.
Donnerstag, 11. Januar 2024, 19:00 Uhr
Grüner Wasserstoff aus deutscher Windenergie - Fluch oder Segen für die Industrie?
Dr. Franz Haking (BP)
Zwei richtungsweisende Veröffentlichungen wurden im vergangenen Sommer von der Bundesregierung in Bezug auf den Wasserstoffhochlauf und der damit verbundenen Infrastruktur gemacht: Die Fortschreibung der Nationalen Wasserstoffstrategie sowie der erste Entwurf des deutschen Wasserstoff-Kernnetzes. Damit wurde von der Bundesregierung zum einen das konkrete Ziel von mindestens 10 GW Elektrolyse-Kapazität in 2030 formuliert, zum zweiten aber auch festgelegt, dass die Nutzer des Kernnetzes ihre Ein- und Ausspeisungen selbständig ausbalancieren müssen. Diese netzstabilisierende Funktion unter Berücksichtigung eines anstrebten Anteil von ca. 30 Prozent volatiler Inlandsproduktion, in Verbindung mit der Umsetzung des Delegierten Rechtsaktes birgt beachtliche technische Herausforderungen, aber auch Chancen für einen sich grade aufbauenden Markt. Beides gilt es zu beleuchten und in Kontext zu setzen.
Dr. Franz Haking hat einen Diplom- sowie einen Doktortitel in Wirtschaftsingenieurwesen mit dem Schwerpunkt Fertigungstechnik und mathematische Modellierung an der Universität Paderborn. Seine Kompetenz liegt im Aufbau einer zentraleuropäischen Wasserstoff-Infrastruktur, fokussierend auf Pipelines, Kavernen und Terminals. In seinen vorherigen Funktionen konzentrierte er sich auf die kurz-, mittel- und langfristige Ausrichtung von Raffinerieanlagen inklusive deren technischer und kommerzieller Zukunftsstrategien. Seit mehr als zwei Jahren ist er als Business Development Mgr. für die Wasserstoff-Infrastrukturaktivitäten in NW-Europa in der BP Europa SE zuständig.
Donnerstag, 15. Februar 2024, 19:00 Uhr
Wasserstoff – Schlüsselfaktor für den Klimaschutz
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick (Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie)
Der Vortrag setzt sich mit der Frage auseinander, welche Rolle Wasserstoff für den Klimaschutz spielen kann. Dabei wird diskutiert, welche zentralen Weichen für den zielorientierten Einsatz von Wasserstoff gestellt werden müssen und wie eine resiliente Versorgungsstruktur aufgebaut werden kann. Neben dem Blick auf den heimischen Energiemix thematisiert der Vortrag auch die Anforderungen an faire internationale Energie- und Wasserstoffpartnerschaften.
Prof. Dr.-Ing. Manfred Fischedick ist seit 2020 Präsident und seit 2010 Mitglied der Geschäftsführung des Wuppertal Instituts für Klima, Umwelt, Energie. 2008 erfolgte der Ruf zum außerplanmäßigen Professor an der Bergischen Universität Wuppertal. Er ist einer der Leitautoren des 6. Sachstandsberichtes des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change, auch bekannt als Weltklimarat der Vereinten Nationen). Gemeinsam mit dem Wuppertal Institut verfolgt er einen transformativen wissenschaftlichen Ansatz – Forschung unterstützt proaktiv die Umsetzung transformativer Prozesse.
Über gegebenenfalls eintretende kurzfristige Änderungen informieren Sie sich bitte zeitnah zur Veranstaltung auf unserer Website www.awhamburg.de
➤ Videos zur Akademievorlesungsreihe 2023 / 2024
Die Wasserstoff-Arbeitsgruppe der Akademie der Wissenschaften in Hamburg hat ein multimediales Web-Dossier erarbeitet – Titel: „Mit Wasserstoff die Energiewende in Norddeutschland gestalten“
Für Rückfragen der Medien:
Dagmar Penzlin
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Telefon: +49 40 42 94 86 69-24
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