Das engere Zusammenleben von immer mehr Menschen mit Tieren, das Eindringen von Menschen in zuvor geschützte tierische Lebensräume und die zunehmende Mobilität führen ebenso wie die Klimaveränderungen zu neuen Gesundheitsrisiken für Mensch und Tier. Der One-Health-Ansatz berücksichtigt diese Wechselwirkungen.
Die Akademievorlesungsreihe entspricht dem Fokus des Hamburger Wissenschaftspreises 2023 zum Thema „One Health“. Als Preisträger eröffnet Prof. Dr. Fabian Leendertz die Vortragsreihe. In den insgesamt vier Vorträgen der Reihe werden verschiedene Aspekte des Themas vorgestellt.
➤ Mehr zum Hamburger Wissenschaftspreis 2023 und zum Preisträger
Ein wesentliches Merkmal von ‚One Health‘ ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit, die auch in der Vortragsreihe zum Ausdruck kommt. Kooperation und Austausch über Fächergrenzen hinweg sind eine wesentliche Grundlage der Arbeit wissenschaftsbasierter Akademien wie der Akademie der Wissenschaften in Hamburg.
Die Vorträge beginnen jeweils um 19:00 Uhr.
Ort der Vortragsreihe: Gartensaal vom Hotel Baseler Hof
Esplanade 15, 20354 Hamburg
Der Eintritt zur Veranstaltung ist frei.
Für die Teilnahme im Baseler Hof ist eine Anmeldung erforderlich unter veranstaltungen(at)awhamburg.de
Sie erhalten von uns eine Bestätigung.
Mittwoch, 24. April 2023, 19:00 Uhr
One Health – von der Theorie zur Praxis
Prof. Dr. Fabian Leendertz (Helmholtz-Institut für One Health / Universität Greifswald)
Das One-Health-Konzept betrachtet das Zusammenspiel von menschlicher Gesundheit mit Tiergesundheit, Biodiversität und Klima sowie weiteren ökologischen und sozialen Faktoren. In seinem Vortrag beleuchtet Fabian Leendertz, wie das One-Health-Konzept sich mit Blick auf Pandemic Preparedness und Prevention (Pandemievorsorge und -prävention) nutzen lässt. Außerdem geht er auf innovative Techniken und aktuelle Projekte in Subsahara-Afrika ein.
Prof. Dr. Fabian Leendertz ist Direktor des Helmholtz-Instituts für One Health und Professor für One Health an der Universität Greifswald. Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt auf der Frage „Wo“, „Wie“ und „Warum“ Mikroorganismen von einer Spezies auf eine andere übertragen werden. Um diese Fragen zu beantworten, hat er sich vorrangig mit Viren und Bakterien insbesondere an der Mensch-Tier-Umwelt-Schnittstelle beschäftigt.
Grußwort: Prof. Dr. Mojib Latif, Professor für Klimadynamik am GEOMAR Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung Kiel, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel und Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Thomas Mettenleiter
Professor für Virologie, Präsident a. D. des Friedrich-Loeffler-Institut – Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Donnerstag, 30. Mai 2024, 19:00 Uhr
Die Arbeit des One Health High-Level Expert Panel (OHHLEP)
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Thomas Mettenleiter (Friedrich-Loeffler-Institut, Insel Riems)
Das One Health High-Level Expert Panel (OHHLEP) wurde 2021 gemeinsam von der „Quadripartite“ aus der Weltgesundheitsorganisation (WHO), der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), der Weltorganisation für Tiergesundheit (WOAH) und dem Umweltprogramm der Vereinten Nationen (UNEP) ins Leben gerufen. Es bestand in der ersten Amtsperiode aus 26 Mitgliedern aus 24 Ländern. Sein Aufgabenbereich im Rahmen der strategischen Beratung der Quadripartite umfasst auch Empfehlungen für die Erarbeitung des Pandemieabkommens. In der nun folgenden zweiten Amtsperiode soll der Schwerpunkt auf Vorschlägen zur Umsetzung von One Health auf nationaler, regionaler und globaler Ebene auf der Grundlage des One Health Joint Plan of Action der Quadripartite liegen.
Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Thomas Mettenleiter ist Biologe und Virologe. Er war von 1996 bis 2023 Präsident des Friedrich-Loeffler-Instituts auf der Insel Riems bei Greifswald, des weltweit ältesten Virusforschungsinstituts. Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit ist er in verschiedenen nationalen und internationalen Gremien aktiv. So leitete er als Co-Gründungsvorsitzender die erste Amtsperiode des One Health High-Level Expert Panels. Er ist Mitglied verschiedener wissenschaftlicher Akademien, so der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina und der Akademie der Wissenschaften in Hamburg. Neben zwei Ehrendoktorwürden wurde er mit der Goldmedaille der Weltorganisation für Tiergesundheit, der Prof. Niklas-Medaille des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft und dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.
Moderation: Prof. Dr. Ansgar W. Lohse
Direktor der I. Medizinische Klinik des Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Donnerstag, 13. Juni 2024, 19:00 Uhr
One Health bei vernachlässigten und armutsbedingten Infektionskrankheiten
Prof. Dr. Jürgen May (Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin, Hamburg)
Viele tropenmedizinisch bedeutsame Infektionskrankheiten werden über Stechmücken übertragen, haben Wild- und Haustiere als Infektionsreservoir und sind von Umweltbedingungen abhängig. Daher sind One-Health-Konzepte für die Bekämpfung von vernachlässigten und armutsbedingten Erkrankungen essentiell. Anhand von Beispielen und eigenen Arbeiten soll gezeigt werden wie One-Health-bezogene Forschungsansätze Diagnostik, Behandlung, Prävention von Tropenkrankheiten verbessern und den Aufbau von Forschungskapazitäten in endemischen Ländern befördern können.
Prof. Dr. Jürgen May ist Professor für Epidemiologie der Tropenkrankheiten an der Universität Hamburg, Vorstandsvorsitzender des Bernhard-Nocht-Instituts für Tropenmedizin (BNITM) und Leiter der Abteilung Infektionsepidemiologie. Sein Forschungsschwerpunkt ist die Epidemiologie und Kontrolle von übertragbaren Krankheiten in Sub-Sahara-Afrika. Im Sinne von „One Health“ beschäftigt er sich mit der ganzheitlichen Analyse von armutsbedingten und vernachlässigten Krankheiten unter Einbeziehung human- und veterinärmedizinischer Aspekte im Kontext von Umweltbedingungen.
Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Thomas Mettenleiter
Professor für Virologie, Präsident a. D. des Friedrich-Loeffler-Institut – Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Donnerstag, 11. Juli 2024, 19:00 Uhr
Das Darmmikrobiom als Gesundheitsmarker - Auswirkungen anthropogener Störungen auf die Gesundheit von Tier und Mensch
Prof. Dr. Simone Sommer (Universität Ulm)
Ökologische Veränderungen, Verschiebung der Artenhäufigkeitsmuster und Umweltgifte beeinträchtigen die Gesundheit von Wildtieren und erhöhen das Risiko zoonotischer Infektionen. Darüber hinaus können sie auch zu Störungen der immungenetischen Widerstandsfähigkeit und der Zusammensetzung des Darmmikrobioms führen – beides wichtige Gesundheitsmarker. Der Vortrag beleuchtet die komplexen Interaktionen kaskadischer Effekte anthropogener Störungen und zeigt auf, wie eng Umwelt, Wildtier, Nutztier und Mensch in ihrer Gesundheit miteinander verknüpft sind – ganz im Sinne des One-Health-Gedankens.
Prof. Dr. Simone Sommer ist seit 2014 Direktorin des Instituts für Evolutionsökologie und Naturschutzgenomik der Universität Ulm. Im Zuge ihres Forschungskonzepts „Eco Health“ untersucht sie die Auswirkungen anthropogener Stressoren wie Landnutzungsänderungen und Umweltverschmutzung auf die Gesundheit und Widerstandsfähigkeit von Wildtieren und die Zunahme zoonotischer Infektionen. Dazu kombiniert sie aufwändige ökologische Feldstudien in Afrika, Süd- und Mittelamerika und Deutschland mit molekulargenetischen Analysen, insbesondere Untersuchungen zum Gesundheitszustand, zu Immungenvariabilität (MHC) und Veränderungen des Mikrobioms. Sie ist in vielen Beratungsgremien tätig, unter anderem in der Interdisziplinären Kommission für Pandemieforschung (DFG), und nominiertes Mitglied der Nationalen One Health Plattform.
Moderation: Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Thomas Mettenleiter
Professor für Virologie, Präsident a. D. des Friedrich-Loeffler-Institut – Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit (FLI) und Mitglied der Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Über gegebenenfalls eintretende kurzfristige Änderungen informieren Sie sich bitte zeitnah zur Veranstaltung auf unserer Website www.awhamburg.de
➤ Die Arbeitsgruppe „One Health“ der Akademie der Wissenschaften in Hamburg hat eine eigene Unterseite.
Hintergrund-Wissen „One Health“:
„One Health ist ein integrierter, vereinender Ansatz, der darauf abzielt, optimale und nachhaltige Gesundheit von Menschen, Tieren und Ökosystemen zu erreichen. Er erkennt an, dass die Gesundheit von Menschen, Haus-, Nutz- und Wildtieren, Pflanzen und der weiteren Umwelt (unseren Ökosystemen) eng miteinander verbunden und voneinander abhängig sind. Der Ansatz mobilisiert mehrere Sektoren, Disziplinen und die Bevölkerung auf allen Ebenen der Gesellschaft, um gemeinsam gegen Bedrohungen der Gesundheit und der Ökosysteme vorzugehen und gleichzeitig unseren kollektiven Bedarf an gesunden Lebensmitteln, reinem Wasser, nachhaltig erzeugter Energie und sauberer Luft zu decken, Maßnahmen gegen den Klimawandel zu ergreifen und eine nachhaltige Entwicklung zu fördern“.
Diese übergreifende und umfassende Definition vom One Health High-Level Expert Panel (OHHLEP) liefert die Grundlage für einen systemischen, interdisziplinären und transsektoralen Ansatz zur Verbesserung der Gesundheit von Menschen, Tieren und der Umwelt. Auf der Definition basiert auch der One Health Joint Plan of Action mit sechs Schwerpunkten:
1) der Stärkung des One-Health-Ansatzes zur Verbesserung der Gesundheitssysteme,
2) der Reduktion der Risiken von neuen zoonotischen Epi- und Pandemien,
3) der Kontrolle und Eliminierung von endemischen zoonotischen, vernachlässigten tropischen und vektor-übertragenen, also zum Beispiel durch Insekten oder andere Krankheitsüberträger übertragenen Krankheiten,
4) der Stärkung von Bewertung, Management und Kommunikation von Risiken für die Lebensmittelsicherheit,
5) der Reduktion der „stillen Pandemie“ der Antibiotikaresistenz und der Integration der Umwelt in One Health.
Damit umfasst der One-Health-Ansatz auch die Aspekte von Global Health, Eco Health und Planetary Health.
Medien-Kontakt:
Dagmar Penzlin
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Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg
Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg vereint Spitzenforscherinnen und -forscher aus allen Bereichen der Wissenschaft in Norddeutschland. Sie trägt dazu bei, die Zusammenarbeit zwischen Fächern, Hochschulen und anderen wissenschaftlichen Institutionen zu intensivieren. Sie fördert Forschungen zu gesellschaftlich bedeutenden Zukunftsfragen und wissenschaftlichen Grundlagenproblemen und macht es sich zur besonderen Aufgabe, Impulse für den Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit zu setzen. Die Grundausstattung der Akademie wird finanziert von der Freien und Hansestadt Hamburg. Präsident der Akademie ist Prof. Dr. Mojib Latif. Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg ist Mitglied in der Deutschen Forschungsgemeinschaft und in der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften.