"Mit den fächerübergreifenden Arbeitsgruppen der Fragmentierung der Wissenschaft entgegenwirken"
Als Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg will Edwin J. Kreuzer nicht nur den Dialog zwischen Wissenschaft und Gesellschaft weiter fördern. Der Technikwissenschaftler ist bereits seit 2013 Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und außerdem seit 2015 Vizepräsident der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften. Am 1. Juli 2018 startete er in seine zweite Amtszeit als Präsident der Akademie der Wissenschaften in Hamburg und spricht über seine Pläne und Ziele für die nächsten Jahre.
Wohin soll sich die Akademie der Wissenschaften in Hamburg entwickeln in den nächsten Jahren? Was ist Ihnen besonders wichtig für Ihre zweite Amtszeit?
Wichtig ist mir die Förderung und Qualifizierung des exzellenten wissenschaftlichen Nachwuchses im Rahmen eines generationenübergreifenden Forschungsdialogs. Von großer Bedeutung für die Stärkung der Wissenschaftsmetropole Hamburg ist die Einrichtung eines Wissenschaftskollegs, in dem die Akademie eine herausgehobene Stellung einnimmt. Die Unterbringung der Akademie in einem angemessen Gebäude mit „eigener“ Identität in zentraler Lage und die Ausweitung der Präsenz in den Bundesländern Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern sind außerdem wichtige Vorhaben.
Die Akademie der Wissenschaften in Hamburg ist die jüngste Akademie der Wissenschaften in Deutschland. Ihr Kern sind die interdisziplinär arbeitenden Arbeitsgruppen mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus dem norddeutschen Raum. Welchen Platz will und kann die Akademie für die Wissenschaft in Norddeutschland einnehmen?
Die Akademie wirkt mit den fächerübergreifenden Arbeitsgruppen der Fragmentierung der Wissenschaft entgegen und reflektiert die Grundlagen wissenschaftlicher Forschung. Sie ist eine unabhängige Institution, die der Öffentlichkeit zuverlässige Informationen über wissenschaftliche und gesellschaftlich relevante Fragestellungen anbietet. Als Forum für den disziplinübergreifenden Dialog und den internationalen Austausch zwischen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern stärkt sie die Rolle der Geisteswissenschaften, übersetzt komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge in eine für die breitere Öffentlichkeit zugängliche Sprache und sucht das Gespräch mit Persönlichkeiten, die als Multiplikatoren für relevante Informationen wirken.
Was leisten Akademien für Wissenschaft und Gesellschaft, was Andere nicht können?
Akademien bieten ihren Mitgliedern Raum für kreatives und langfristiges Denken, jenseits der Zwänge des Forscheralltags, des Wettbewerbs um Forschungsgelder und der Konkurrenz zwischen den Forschenden. Sie ermöglichen ihnen, über die Wissenschaft und ihre Grenzen nachzudenken. Akademien unterstützen die Suche nach Objektivität, einem der höchsten Ideale der Wissenschaft. Das Gespräch über Disziplingrenzen hinweg regt dazu an, versteckte Wertannahmen zu entdecken, neue Sichtweisen auf wissenschaftliche und gesellschaftlich relevante Probleme zu entwickeln und die rasant anwachsende Zahl der Wissensbausteine in allen Disziplinen auf ihre Bedeutung für die Wissenschaften und unser Weltbild zu prüfen.
Das Interview führte Catherine Andresen.
Veröffentlicht am 31. Mai 2018
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